Reptilien

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Die Ringelnatter (Natrix natrix) legt ihre Eier nach der Paarung in Kompost- und Streuhaufen oder andere feuchte, sich gut erwärmende Stellen ab.
Text Verein biodivers
Zusammenarbeit Andreas Meyer
Publikation Juni 2018



Zusammenfassung

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Die Zauneidechse (Lacerta agilis) besiedelt sehr unterschiedliche Lebensräume wie z. B. Waldränder, Bahnböschungen, Heckensäume oder Flussufer. Wichtig sind ungenutzte Bereiche und Kleinstrukturen. Rechts ist ein für Zauneidechsen interessantes kleinräumiges Mosaik von Wald und mageren Wiesen.

In der Schweiz kommen 15 Reptilienarten vor. Sie besiedeln sehr unterschiedliche Lebensräume. In ihren Revieren muss es Sonn- und Versteckplätze sowie geeignete Winterquartiere, Eiablageplätze und Jagdgebiete geben. Reptilien benötigen mosaikartige Habitate und sie brauchen Unordnung. Schutz- und Fördermassnahmen für die Blindschleichen und die Eidechsenarten können praktisch überall und auch sehr kleinräumig umgesetzt werden. Projekte zur gezielten Förderung der Schlangenarten sollen hingegen dort erfolgen, wo die Arten noch vorkommen oder zumindest das Potenzial besteht, dass eine spontane Einwanderung erfolgt. Für die stark gefährdeten Arten sind grossflächige Massnahmen notwendig, wie die Revitalisierung von Fliessgewässern und die Schaffung von Pionierlebensräumen, während die weniger anspruchsvollen Arten bereits mit geringerem Aufwand gefördert werden können. Bei der Förderung der Zauneidechse (Lacerta agilis) ist die Konkurrenz durch die Mauereidechse zu beachten.

Die Reptilien sind die am stärksten bedrohte Wirbeltiergruppe. Gefährdet sind vor allem jene Arten, die auf tiefergelegene Lebensräume angewiesen sind (unterhalb ca. 1000 m ü. M.) und entsprechend unter der Intensivierung der Landwirtschaft und der Zersiedelung leiden.

Systematik

Die Reptilien der Schweiz gehören zur Ordnung der Schuppenkriechtiere (Squamata), welche die Schlangen (Serpentes oder Ophidia) und Echsen (Sauria) umfasst. Einzig die Europäische Sumpfschildkröte (Emys orbicularis) gehört zur Ordnung der Schildkröten (Testudines). Bei uns kommen 16 einheimische, eine eingeschleppte und eine ausgesetzte Art vor.


Nähere Informationen zur Systematik:
Koordinationsstelle für Amphibien- und Reptilienschutz in der Schweiz (karch), Systematische Übersicht
Wikipedia, Systematik der Reptilien

Praxisrelevante Ökologie

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Reptilien brauchen mosaikartige, unordentliche, chaotische Lebensräume mit vielen Strukturen wie dieser mit Altgras umgebene Asthaufen, der Sonnplätze, Unterschlupf und Versteck bietet.

Lebensräume

Reptilien besiedeln sehr unterschiedliche Lebensräume wie Wälder, Feuchtgebiete, Fliessgewässer, Kulturland, Böschungen von Bahnen und Strassen, Alpweiden etc. Die bevorzugte Körpertemperatur liegt zwischen 25° C und 32° C, weshalb sonnige Lebensräume mit einem warmen Mikroklima der Schlüsselfaktor für das Vorkommen der wechselwarmen Reptilien ist. Sie fehlen in strukturlosem, intensiv genutztem Landwirtschaftsland, dichten Wäldern, schattigen und nordexponierten Lagen und oberhalb 3000 m ü. M. Der Lebensraum muss Versteck- und Sonnenplätze, Nahrung, Eiablage- oder Trächtigkeitsplätze und Winterquartiere bieten. Je dichter dieses Angebot ist und je mosaikartiger sich die Strukturen verteilen, desto qualitativ besser ist der Lebensraum.

Für Reptilien sind Kleinstrukturen wie Trockenmauern, Lesestein- und Holzhaufen, Hecken enorm wichtig.
Mehr zu den Lebensräumen der Reptilien.


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Hecke mit Altgrassaum (links) und Lebensraummosaik mit extensiv genutztem Grünland und vielen Strukturen (rechts).
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Vielfältige Kiesgrube und strukturreiche Weide
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Stark aufgelichteter Moorwald mit Vorkommen von Ringelnatter (Natrix natrix) und Waldeidechse (Zootoca vivipara, rechts).
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Links: Böschungen an Verkehrswegen sind, wenn sie strukturreich sind und gut gepflegt werden, wichtige Vernetzungselemente; rechts: vielfältige, gut besonnte Böschung mit Trockensteinmauer, Gebüschgruppen/Einzelgebüschen und Altgras.
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Steinige Strukturen höherer Lagen sind sehr gute Reptilienlebensräume

Fortpflanzung und Wanderung

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Kaum ist der Schnee weg, sonnen sich die Kreuzottern.

Etwa zeitgleich mit den Amphibien beginnt im Frühling auch die Aktivität der Reptilien ab einer Temperatur von etwa 5°C. Von den einheimischen Reptilienarten sind zehn eierlegend (ovipar) und sechs lebendgebärend (ovovivipar: Waldeidechse (Zootoca vivipara), beide Blindschleichenarten, Schlingnatter (Coronella austriaca), Kreuzotter (Vipera berus), Aspisviper (Vipera aspis)). Einige Wochen nach der Paarung, meist im Juni und Juli, legen die oviparen Arten ihre Eier in feuchtwarmes, lockeres Bodensubstrat (z. B. unter Steinplatten oder in selbstgegrabene Höhlungen) oder in verrottendes, organisches Material ab. Der Schlupfzeitpunkt der Jungtiere hängt von der Art und der Temperatur ab. Die Weibchen der ovoviviparen Arten suchen während der Trächtigkeit sonnenexponierte Platze auf. Die Jungtiere werden zwischen Ende Juli und September geboren, je nach Temperatur oder Höhenstufe auch erst im Oktober.

Anders als die Amphibien legen Reptilien keine ausgeprägten Wanderdistanzen zurück und verbleiben in der Regel in wenigen Kilometern Umkreis um ihr Winterquartier, meist aber wesentlich näher. Daher sind viele Reptilienarten oft nur regional oder lokal verbreitet und zeigen sich robust gegenüber Isolationseffekten. Eidechsen sind besonders ortstreu und legen durchschnittlich Distanzen von nur wenigen hundert Meter zurück. Schlangen haben im Gegensatz zu den Eidechsen jedoch einen hohen Raumbedarf. Mehr Informationen zu Biologie und Ökologie der einzelnen Arten.

Erhalt und Förderung

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Trockensteinmauern sind wichtige Strukturen und Lebensräume

Im Gegensatz zu den Amphibien sind Massnahmen oder Massnahmenpakete zur Förderung von Reptilien normalerweise nicht oder nur wenig artspezifisch, und häufig profitieren alle vorkommenden Arten gleichermassen von den umgesetzten Aufwertungen.
Das Praxismerkblatt "Einheimische Reptilien schützen und fördern" der karch ist eine hervorragende Grundlage zur Förderung von Reptilien, deren Lektüre wir allen sehr empfehlen möchten.
Folgende, allgemeinen Massnahmen sind für die Reptilienförderung wertvoll:

  • Natürliche Dynamik der Fliessgewässer erhalten, bzw. wiederherstellen
  • Extensivierung der Landwirtschaft
  • Förderung von Feldgehölzen, Hecken und strukturreichen Waldrändern
  • Schaffung von lichten Wäldern und Erhalt von Offenflächen im Wald
  • Offenhaltung und Pflege der von Steinbrüchen und Kiesgruben
  • Reptilienfreundliche Pflege von Verkehrsbegleitflächen
  • Anlage von Kleinstrukturen – überall, wo sinnvoll (Achtung: auf die Ansprüche der Zauneidechse (Lacerta agilis) achten! Siehe unten)


Konkurrenz zwischen Zaun- und Mauereidechse

Da in vielen Regionen der Schweiz die Mauereidechse (Podarcis muralis) aus dem Süden eingeschleppt worden ist, ist eine Verdrängung der Zauneidechse durch die Mauereidechse unerwünscht. Bei der Förderung der Zauneidechse ist deshalb i. d. R. auf die Anlage von Steinstrukturen zu verzichten. Andere Kleinstrukturen sind hingegen weniger problematisch. Weitere Informationen dazu finden sich in der der Broschüre der Albert Koechlin Stiftung (siehe Seiten 9 und 32).

Förderstrategie

  • Intakte Lebensräume erhalten und beeinträchtigte Lebensräume aufwerten und vergrössern
  • Vordringlich sind Massnahmen im gesamten Mittelland und im Jura, regional auch im Voralpen- und Alpenraum. Viele Lebensräume befinden sich ausserhalb von Schutzgebieten, z. B. im Siedlungsraum, entlang von Verkehrswegen, in der Landwirtschaftszone oder im Wald.
  • Massnahmen im Umkreis bestehender Populationen (wenige 100 bis max. 2 km) umsetzen. Das trifft insbesondere auf die Schlangen zu.
  • Die karch ist daran, kantonale Reptilienvorranggebiete (KRVG) auszuscheiden. Wer grössere Förderprojekte plant, gerade mit Zielarten Schlangen, möge sich vorher mit den karch-Regionalvertretungen oder der Naturschutzfachstelle in Verbindung setzen.

Informationen auf karch.ch

Auf der Webseite der karch findet man viele konkrete Informationen zur Förderung von Reptilien:

Strukturelemente

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Steinhaufen, ein Beispiel für die Reptilien so wichtigen Kleinstrukturen

Strukturelemente sind für Reptilien von zentraler Bedeutung. Sie sind besonders wertvoll, wenn sie schon lange bestehen:

  • Hecken, Feld-, und Ufergehölze mit Dornensträuchern und Kraut- oder Altgrassäumen
  • Saumbiotope (insbesondere Böschungen) entlang von Waldrändern, am Rand von landwirtschaftlichen Nutzflächen, an Wegen und Strassen sowie an Ufern
  • Kleinstrukturen der traditionellen Kulturlandschaft, insbesondere Lesesteinhaufen und -wälle sowie Trockenmauern
  • Totholz- und Schnittguthaufen aller Art
  • Verbauungen in Trockenbauweise aller Art, beispielsweise alte Hochwasserschutzdämme oder Rollierungen entlang von Bahnlinien und Strassen, aber auch geeignete Steinkorbverbauungen.

Zu den Kleinstrukturen Steinhaufen, Steinlinsen, Steinkörbe, Holzhaufen und Eiablageplätze hat die karch Merkblätter erarbeitet. In der Broschüre der Albert Koechlin Stiftung hat es detaillierte Angaben zu Kleinstrukturen. Der Kanton Luzern hat die Merkblätter "Eiablageplätze für die Ringelnatter (Natrix natrix)" und "Lebensraumaufwertungen für die Ringelnatter (Natrix natrix)" erarbeitet. Eiablageplätze nur in den Monaten April, Mai und Oktober abräumen oder verlegen. In dieser Zeit sind darin keine überwinternden Tiere und keine Eier vorhanden.

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Als Eiablageplätze für Ringelnatter (Natrix natrix) angelegte Streuhaufen (v. a. Schilf). Das Schilf wird vor dem Aufschichten auf die Hälfte bis ein Drittel gekürzt. Die Haufen werden bereits im Folgejahr von den Schlangen angenommen. Entscheidend dafür ist die Temperatur, die konstant zwischen 24 bis 27 Grad Celsius sein muss.

Trockensteinmauern

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Alte Trockensteinmauer


Trockensteinmauern sind wertvolle Lebensräume für Reptilien. Richtig gebaut bestehen sie über Jahrzehnte oder gar Jahrhunderte. Die nachfolgenden Angaben liefern Informationen zu Bau und Unterhalt.

Praxismerkblätter
Schweizer Vogelschutz SVS/BirdLife Schweiz (2006): Trockenmauern
WWF Schweiz (2009): Aktionsanleitung Gemeinden - Lebendige Grenzen mit Trockenmauern

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Der Bau einer Trockensteinmauer verlangt Fachwissen

Bücher
Wer selber eine Trockensteinmauer bauen will oder sich vertieft damit befassen will, dem bieten folgende Bücher viele Informationen:
▪ Tufnell, R., Pelagatti, D., Hassenstein, M., 2009. Trockenmauern: Anleitung für den Bau und die Reparatur, 9. Aufl. ed. Haupt, Bern. Das Büchlein beschreibt die Verwendung von Trockenmauern für den Kultur- und Landschaftsschutz und erklärt mit vielen Bildern den praktischen Ablauf des Baus von Trockenmauern.
▪ Stiftung UmweltEinsatz Schweiz, 2015. Trockenmauern: Grundlagen, Bauanleitung, Bedeutung, 2. Auflage. ed. Haupt, Bern. Webseite zum Buch. «Trockenmauern» ist ein Standardwerk mit Texten, Fotos und Illustrationen zum Bau, zur Entstehung und zur Bedeutung von Trockenmauern. Das Buch vermittelt Fachwissen über Geschichte, Baukultur und Ökologie, ausserdem über Spezialthemen wie Landschaft im Wandel, Trockenmauern als Lebensraum für Flora und Fauna oder Wein aus steilen Rebhängen.

Weitere Informationen
Schweizerischer Verband der Trockensteinmaurer SVTSM

Weinberge aufwerten

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Steinlinsen als Strukturelemente in einem Rebberg

Weinberge sind oft besonders arten- und individuenreich. Einige Empfehlungen zur Pflege von Weinbergen sind im Praxismerkblatt "Einheimische Reptilien schützen und fördern" der karch zu finden. Ulrich Schulte hat einen Vortrag zum Reptilienschutz im Weinberg (2013) mit detaillierten Zeichnungen zusammengestellt.

Reptilien bei Bau- und Sanierungsmassnahmen beachten

Auf der Webseite der karch stehen umfangreiche Informationen zur Reptilienförderung entlang von Verkehrswegen. Folgende Dokumente sind ergänzend:
Riede, J. et al. (2006): Vernetzung von Lebensräumen bei der Gestaltung von Verkehrsträgern
Umfangreiches Dokument mit allgemeinen Informationen zur Planung von Verkehrsflächen und was es für einzelne Artengruppen zu beachten gilt, unter anderem Reptilien und Amphibien.
Rhighetti, A. et al. (2008): Fauna gerechte Sanierung von bestehenden Gewässerdurchlässen
Detaillierter Bericht mit Fotos, Zeichnungen und Praxisbeispielen, sowie Kosten und Nutzen von Sanierungsmassnahmen für verschiedenste Artengruppen, unter anderem Reptilien und Amphibien.

Grundsätze zu Pflege und Unterhalt

Als Pflege und Unterhalt werden oberirdische Massnahmen verstanden. Die nachfolgenden Punkte entsprechen fast vollständig der Tabelle "Pflege und Unterhalt von Reptilienlebensräumen - das Wichtigste in Kürze" in "Praxismerkblatt. Einheimische Reptilien schützen und fördern" (karch, 2012)

  • Pflege- und Unterhaltsarbeiten werden mit Vorteil zwischen November und Februar ausgeführt, da die Reptilien in dieser Zeit inaktiv sind.
  • Besonnung laufend optimieren: Ein Reptilienlebensraum sollte mehrheitlich besonnt sein. Stark wachsende und schattenwerfende Gehölze und Sträucher nach Bedarf zurückschneiden oder auslichten (weitere Angaben zum Unterhalt von Hecken). Schnittgut vor Ort als Asthaufen anlegen, aber nicht auf den wertvollsten, nährstoffarmen Flächen. Zuerst standortfremde Baumarten sowie Fichten (ganzjährig schattenwerfend) entfernen; alte Laubbäume schonen. Niedere Gebüsche (max. Höhe 150 cm, besser weniger) und Gebüschgruppen stehen lassen; ideal ist ein Verbuschungsgrad von 10 – 25%.
  • Altgras- und Krautsäume fördern: Eine verfilzte Grasschicht bietet Reptilien beste Versteckmöglichkeiten und ideale Bedingungen zur Thermoregulation! Vor allem im Bereich von Kleinstrukturen, aber auch im Randbereich von Weiden, Wiesen, Weinbergen, Wäldern, Böschungen, Fliessgewässern etc. ungedüngte Säume erhalten, die lediglich alle drei bis fünf Jahre ab Ende Oktober oder November gemäht werden. Auch eine jährliche Mahd von Teilbereichen im Rotationsverfahren bietet sich an. Viele Flächen kann man auch verbrachen lassen und nur die Gehölze nach Bedarf auf Stock setzen respektive die Verbuschung auf maximal 25% beschränken.
  • Beweidung: Eine Beweidung kann mithelfen, Reptilienlebensräume vor dem Verbuschen und Verwalden zu bewahren. Derzeit fehlen reptilienspezifische Erfahrungen hinsichtlich der Beweidungsintensität, aber wahrscheinlich ist es von Vorteil, diese so gering wie möglich respektive nötig zu halten. Um die optimale Beweidungsdichte zu eruieren, mit sehr geringer Bestockung beginnen und bei Bedarf zurückhaltend erhöhen. Eine zu intensive Beweidung, bei der kaum mehr Altgras- und Krautvegetation stehen bleibt, wirkt sich ungünstig auf die Reptilienbestände aus. In diesem Fall ist das temporäre Ausscheiden nicht beweideter Bereiche (z.B. einige Meter breite Pufferzone zwischen Waldrand und Weide oder im Bereich von Kleinstrukturen) sinnvoll.
  • Mahd: Wiesen und Trockenwiesen im Randbereich und im Bereich von Kleinstrukturen nicht oder nur sehr extensiv mähen, vorzugsweise mit dem Balkenmäher und nicht vor Ende Oktober, Schnitthöhe mindestens 10 - 15 cm. Häufig ist eine Rotationsmahd sinnvoll.
  • Pflege von Kleinstrukturen: So wenig Pflege wie möglich, aber Besonnung und gut ausgeprägte Krautsäume sicherstellen. Kleinstrukturen dürfen und sollen mit Vegetation wie Gräsern und Kräutern, teilweise sogar mit Sträuchern überwachsen. Nur beschattende Gehölze und Bäume zurückschneiden oder entfernen. Anfallendes Astmaterial und Schnittgut an geeigneten Stellen zu Haufen schichten. Zerfallende Trockenmauern bieten Reptilien weiterhin ideale Versteckmöglichkeiten. Besonnung sicherstellen! Wenn eine Sanierung oder Reparatur der Mauer unausweichlich ist, in Trockenbauweise wiederaufbauen, gegebenenfalls unter Beizug einer Fachperson. Niemals verfugen oder mit Spritzbeton sanieren! Zeitpunkt dieser Arbeiten besser während der Aktivitätsperiode der Tiere, die dann fliehen können. Wenn immer möglich ist aus Sicht des Reptilienschutzes der kontrollierte Zerfall von Mauerwerk einer Sanierung vorzuziehen und stattdessen eine neue Mauer in der Nähe bauen!

In der Broschüre Erntetechnik und Artenvielfalt in Wiesen (Agridea 2011) sind Empfehlung zur Schonung von Kleintieren enthalten. Das Wichtigste ist hier kurz zusammengefasst:

  • so wenig Unterhalt wie nötig
  • gestaffelte Nutzung
  • Mahd von innen nach aussen. Bei streifenförmig Mahd den letzten Streifen stehen lassen. Bei Mahd von aussen nach innen das Zentrum stehen lassen.
  • auf Mähaufbereitung sowie Mulch- oder Sauggeräte verzichten; Motorbalkenmäher einsetzen
  • Schnitthöhe so einstellen, dass Stoppeln von (8-)/10-12 cm Höhe stehen bleiben
  • bei schönem Wetter frühmorgens (vor 7 Uhr) oder spätabends (nach 18 Uhr) mähen (Bemerkung: Der für Reptilien optimale Zeitpunkt für die Mahd ist abhängig vom Standort, der Jahreszeit und den aktuellen Wetterbedingungen. Z. B. bei schönem Wetter vor Sonnenaufgang mähen, an kalten bedeckten Tagen tagsüber.)

Grundsätze für Aufwertungsmassnahmen

Massnahmen, welche bekannte oder potentielle Winterquartiere betreffen, sollen im Sommerhalbjahr durchgeführt werden. Beispiele dafür:

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Die Regeneration von Mooren mit Vorkommen von Kreuzottern (Vipera berus) im (Spät-)Sommer/Frühherbst ausführen, wenn die Tiere aktiv sind. Falls Massnahmen nur im Winter ausgeführt werden können, mit dem Einstau des Wassers bis im Frühling warten.

Umsiedlungen und Wiederansiedlungen

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Für unsere einzige einheimische Schildkröte, die Europäische Sumpfschildkröte (Emys orbicularis), laufen Förderprojekte in der Romandie und im Tessin.

Im Rahmen von Projekten kann es sein, dass Lebensräume von Reptilien beeinträchtigt oder zerstört und dafür Ersatz geschaffen werden muss. Eine Möglichkeit von Ersatzmassnahmen sind Umsiedlungen. An dieser Stelle soll betont sein, dass von Umsiedlungen, wenn immer möglich abgesehen werden soll, weil die Erfolgsaussichten klein und der Aufwand gross sind / weil das langfristige Überleben der Population im neuen Lebensraum kaum gewährleistet werden kann).

Folgende Aspekte sind bei Umsiedlungen zu beachten:

  • Sie sind Spezialisten vorbehalten und sie sollen immer in Rücksprache/unter Beizug (mit) der karch erfolgen
  • Sie sind bewilligungspflichtig (kantonale Naturschutzfachstellen)
  • Sie sind aufwändig (Abfangen der Tiere, rechtzeitige Neuanlage des Ersatzhabitats)
  • Sie sind nur dann sinnvoll, wenn ein nicht besiedeltes, aber hochwertiges und gereiftes Ersatzhabitat ausreichender Grösse zur Verfügung steht

Die Umsiedlung ist eine komplexe Thematik, deren wir uns zu einem späteren Zeitpunkt ausführlicher annehmen wollen. Momentan verweisen wir auf wichtige Literatur:

  • 2015 hat der NABU Nordrhein-Westfalen eine Tagung zu den Aspekten Ansiedlung und Umsiedlung durchgeführt. Die Resultate der Tagung sind in «Hachtel, M., Göcking, C., Menke, N., Schulte, U., Schwartze, M., Wedding, K., 2017. Um- und Wiederansiedlung von Amphibien und Reptilien. Beispiele, Probleme, Lösungsansätze 296 Seiten (Themenheft).» zusammengefasst.
  • Brandt, I., Haack, A., 2012. Bebauungsplan Groß Borstel 25. Maßnahmen zur Umsiedelung des im Gebiet nachgewiesenen Zauneidechsenvorkommens (Report). Seebauer | Wegers und Partner GbR.
  • Grimm, E., 2012. Reptilien in der Praxis. Kartierung, Umsiedlung und Monitoring von Zaun- und Mauereidechse. Protokoll. Hessische Vereinigung für Naturschutz und Landschaftspflege e. V. (HVNL).
  • Schulte, U., 2015. Zur Problematik der Umsiedlung von Reptilien – am Beispiel der Mauereidechse (Vortrag), Tagung „Um- und Wiederansiedlung von Amphibien und Reptilien. NABU NRW Landesfachausschuss Amphibien- und Reptilienschutz.
  • Tschopp, A., Im Auftrag der Stadt Luzern, 2014. Altlastentechnische Sanierung Schiessplätze Allmend. Naturschutzfachliche Baubegleitung - Abfangen von Reptilien und Amphibien als begleitende Naturschutzmassnahme. Auswertungsbericht (Report). carabus Naturschutzbüro.
  • Veith, M., Schulte, U., 2013a. Zur Problematik von Umsiedlungen ‐ am Beispiel von Eidechsenpopulationen. Artenschutz in der Praxis – Erfahrungen mit Ersatzquartieren und der Umsiedlung von streng geschützten Arten, Ökologisches Kolloquium S. 47-54.
  • Veith, M., Schulte, U., 2013b. Zur Problematik von Umsiedlungen‐ am Beispiel von Eidechsenpopulationen ‐ Allgemeine und spezielle Aspekte (Vortrag), Ökologisches Kolloquium. Bundesamt für Gewässerkunde Deutschland.

Vom BAFU gibt es den Leitfanden «Wiederherstellung und Ersatz im Natur- und Landschaftsschutz: Die Eingriffsregelung nach schweizerischem Recht» als relevante Grundlage für Ersatzmassnahmen (siehe Literatur).

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Bei der Sanierung und Renaturierung der Schiessanlagen auf der Luzerner Allmend wurden verschiedene Abfangmethoden getestet und zum Abfangen der Reptilien wurden unterschiedliche Materialen eingesetzt (rechts). Junge Ringelnatter (Natrix natrix; links).

Zum Aussetzen und Ansiedeln von Reptilien (und Amphibien) möchten wir auf die karch verweisen.

Artenschutz

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Die Kreuzotter (Vipera berus) und die Vipernatter (Natrix maura) sind zwei Beispiele national prioritärer Arten.

Elf Reptilienarten der Schweiz sind in der Liste der National Prioritäre Arten aufgeführt und haben erhöhten Förderbedarf. Die Einschätzung des Förderbedarfs erfolgt aufgrund der Roten Liste der gefährdeten Reptilien der Schweiz (2005) und spezifische Anpassungen aufgrund von Expertenwissen.

In die Datenbank des Projekts «Virtual Data Center VDC» werden seit 2014 die Fundorte sämtlicher Organismengruppen eingespeist, um sie bei naturschutzrelevanten Projekten berücksichtigen zu können. Mit der Datenbank sollen insbesondere die Bedürfnisse der kantonalen Fachstellen abgedeckt werden. Diese Daten sind für die Öffentlichkeit nicht zugänglich.

Mehrere Stellen haben zu einzelnen Reptilienarten Steckbriefe und Fördermassnahmen veröffentlicht:
▪ Von der karch gibt es zu allen Reptilienarten der Schweiz Steckbriefe
Im Rahmen eines Workshops wurden zur Förderung der Schlingnatter (Coronella austriaca), 2016 ausführliche Informationen zusammengestellt. Darin ist auch der Aktionsplan Schlingnatter des Kantons Zürich berücksichtigt. In der Publikation Die Schlingnatter (2017) ist das aktuelle Wissen zu dieser Art zusammengetragen. Auf Förderaspekte wird sehr allgemein eingegangen.
▪ Das Bundesamt für Naturschutz in Deutschland betreibt das Internethandbuch Reptilien mit Informationen zu artenspezifischen Erhaltungsmassnahmen, Links, Angaben von Literatur und Projekten zu Äskulapnatter (Zamenis longissimus), Europäischer Sumpfschildkröte (Emys orbicularis), Mauereidechse (Podarcis muralis), Östlicher Smaragdeidechse (Lacerta viridis), Schlingnatter (Coronella austriaca), Würfelnatter (Natrix tessellata) und Zauneidechse (Lacerta agilis).
▪ Von Trame verte et bleue (Frankreich) gibt es Artenportäts (Synthèses bibliographiques sur les traits de vie d'espèces) zu Waldeidechse (Zootoca vivipara) und zu Kreuzotter (Vipera berus)
▪ Das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz Nordrhein-Westfalen (D) hat Artensteckbriefe für drei Reptilienarten erstellt, die viele praktische Informationen für die Förderung beinhalten.
▪ Aus Bayern gibt es die Publikationen Die Kreuzotter in Bayern - Erfolgreicher Artenschutz
▪ Website und Broschüre der Albert Koechlin Stiftung: siehe nachfolgendes Kapitel.

Broschüre der Albert Koechlin Stiftung

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Für die Förderung der Zauneidechse (Lacerta agilis) gibt es seit kurzem eine Broschüre mit detaillierten Angaben.
Die Albert Koechlin Stiftung möchte die Zauneidechse in der Zentralschweiz fördern. Dazu hat sie ein Projekt lanciert und es wurde eine Zauneidenchsenbroschüre erarbeitet und die Webseite zauneidechse.ch lanciert. Beide enthalten umfangreiche Informationen zur Biologie und Ökologie der Zauneidechse, viele praktische Tipps zur Förderung in den verschiedenen Lebensräumen sowie hervorragende Illustrationen und viele Fotos.

Die Angaben zu Anlage, Pflege und Unterhalt von Kleinstrukturen sind besonders ausführlich und anschaulich bebildert.

Gefährdung

Hauptursachen für den Rückgang der Reptilien sind:

  • Fehlende Landschaftsdynamiken, die natürliche Pionierlebensräume erschaffen, wie z. B. Hochwasser, Murgänge, Steinschläge und Lawinen
  • Fehlende lichte Waldstrukturen durch Nutzungsaufgabe oder Aufforstung
  • Intensivierung der Landwirtschaft: unangepasste und zu intensive Mahd, Einsatz von Bioziden und Schadstoffen
  • Zerstören von Kleinstrukturen wie Trockenmauern, Lesesteinhaufen und -wällen sowie Totholzhaufen, aber auch Hecken, Böschungen, Mulden, Gräben sowie Kraut- und Altgrassäumen
  • Verbuschung und Verwaldung, insbesondere von Trockenwiesen und -weiden, aber auch anderen ehemaligen land- oder alpwirtschaftlichen Nutzflächen vor allem im Berggebiet
  • Fehlende Brachflächen und Kleinstrukturen in Landwirtschaft- und Siedlungsgebiet
  • Fehlende Vernetzung zwischen den Habitaten
  • Erhöhter Strassenverkehr
  • Tötung von Tieren durch Hauskatzen und Menschen
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Unüberwindbare Hindernisse und unsachgemässe Pflege sind Beispiele für Gefährdungen an Eisenbahnstrecken. Steinkörbe sind eine gute Alternative für harte Verbauungen (im Bild mit einer Aspisviper (Vipera aspis))

Praxisbeispiele

Schlingnatter Coronella austriaca 001 96 dpi.jpg
Die Schlingnatter (Coronella austriaca) kann z. B. durch den von Bau von Trockenmauern und die Anlage von Steinlinsen und Reptilientreppen gefördert werden.

Förderung der Zauneidechse (Lacerta agilis)

Förderung der Europäischen Sumpfschildkröte (Emys orbicularis)

Emys orbicularis Urs Jost 001 96 dpi.jpg
In einigen Kantonen laufen Wiederansiedlungsprojekte der Sumpfschildkröte (Emys orbicularis)

In den Kantonen Genf, Neuenburg und Tessin laufen Wiederansiedlungsprojekte. Diese Projekte haben Pilotcharakter und werden wissenschaftlich eng begleitet. Erst die Resultate der Erfolgskontrollen werden zeigen, ob weitere Wiederansiedlungsprojekte sinnvoll sind oder nicht. Es sind zwingend die Richtlinien des Bundes und der karch berücksichtigen.
Umfangreiche Informationen findet man auch auf der Webseite von SwissEmys.

Verschiedene Projekte

Allgemeine Links

Glossar und weitere Links

Reptilien in der Schule

Literaturempfehlungen

Grundlagen- und Übersichtswerke

  • Meyer, A. et al. (2009). Auf Schlangenspuren und Krötenpfaden. Amphibien und Reptilien der Schweiz. Haupt Verlag
  • Berney, Ch. (2001), Unsere Reptilien. Museum Basel.
  • Hofer, U. et al, (2001). Die Reptilien der Schweiz
  • Glandt, D. (2015). Die Amphibien und Reptilien Europas. Alle Arten im Porträt. Quelle & Meyer
  • Kwet, A. (2015). Reptilien und Amphibien Europas, 224 Arten mit Verbreitungskarten, Kosmos
  • Laufer, H., Fritz, K., Sowig, P. (2007). Die Amphibien und Reptilien Baden-Württembergs. Ulmer, Stuttgart.

Praxisrelevante Literatur

  • Koordinationsstelle für Amphibien- und Reptilienschutz in der Schweiz (karch), (2012). Praxismerkblatt Einheimische Reptilien schützen und fördern (Massnahmenblatt).
  • Broschüre der Albert Koechlin Stiftung

Bestimmungsbücher

Bibliographie

Schriftenschau für den Feldherpetologen: Bibliographie zur Biologie, Ökologie und Faunistik der in den deutschsprachigen Ländern lebenden Amphibien und Reptilien ab 1954


Verschiedenes

Reptilienbeobachtungen melden

Für den Schutz und die Förderung der Reptilien ist es wichtig, dass Sie Ihre Beobachtungen melden. Dafür steht Ihnen die Webfauna-App zur Verfügung. Informationen zur Meldung findet man zudem auf der Webseite der karch.

Rechtliches

Gemäss eidgenössischer Natur- und Heimatschutzverordnung (NHV) sind alle Reptilienarten geschützt. Weiteres zum rechtlichen Schutz ist im Praxismerkblatt "Einheimische Reptilien schützen und fördern" aufgeführt.

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Autoren

Text: Verein biodivers info@biodivers.ch
Zusammenarbeit: Andreas Meyer Koordinationsstelle für Amphibien- und Reptilienschutz in der Schweiz (karch)