Obstgärten

Aus Biodivers
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Hochstammobstgärten bereichern und prägen das Landschaftsbild. Grosse Obstgärten sind selten geworden.

Zusammenfassung

Hochstammobstgärten waren über Jahrhunderte in vielen Regionen landschaftsprägend, in einigen sind sie das noch heute. In ihrer Zahl und Ausdehnung sind sie aber in den vergangenen Jahrzehnten stark zurückgegangen und damit auch ihre Biodiversität.

Im Kapitel «Praxisrelevante Ökologie» erfahren Sie Wissenswertes zur Biodiversität und welche Faktoren einen Obstgarten biologisch wertvoll machen. Von zentraler Bedeutung sind dabei die Strukturvielfalt und die Art und Weise des Unternutzens. Im Kapitel «Erhalt und Förderung» wird darauf hingewiesen, welche wichtigen Punkte bei der Planung bzw. Neuanlage eines Obstgartens berücksichtig werden sollten, z.B. die Arten- und Sortenwahl der Bäume. Das Kapitel «Pflege und Unterhalt» widmet sich den Themen Baumschnitt bzw. -erziehung und der optimalen Bewirtschaftungsweise im Spannungsfeld von Baumgesundheit, Biodiversität und Schädlingsdruck. Im Kapitel «Aufwertung» wird auf Möglichkeiten der Förderung von Kleinstrukturen oder die Schaffung von Ruderalflächen hingewiesen. Bei den «Praxisbeispielen» finden sie Informationen zu laufenden Projekten aus der Nordwestschweiz, dem trinationalen Steinkauzprojekt und dem Obstgarten Farnsberg.

Sie können durch den Kauf von Hochstamm-Produkten die Erhaltung und Förderung von Obstgärten unterstützen. Im Kapitel Nutzung und Vermarktung sind Adressen aufgeführt.

Das Wesentliche kompakt

Schnelleinstieg – wo finde ich besonders wichtige Themen?

Grundlagen: Ökologische Bedeutung, Argumente für Hochstamm-Obstgärten
Planen: Arten- und Sortenwahl, wertvolle Sorten, alte Sorten, Standort- und Parzellenplanung
Anlage: Pflanzgut und Pflanzung, Mäuseschutz, Nutzung/Vermarktung
Pflegen: Baumpflege, Aufwertung von Obstgärten

Lebensraum Obstgärten kompakt – ausgewähltes Wissen in Kurzform
Argumente für die Förderung von Hochstamm-Obstgärten
  • Enorm vielfältiger Lebensraum: gehört zu den artenreichsten Lebensräumen in Mitteleuropa.
  • Hochstamm-Obstgärten sind darum artenreich, weil Lebensraumaspekte aus dem (Lichten) Wald und dem Grünland miteinander kombiniert sind.
  • 48 Brutvogelarten und 76 potenzielle weitere Besiedler sind nachgewiesen.
  • Bis zu 5000 Spezies wurden in einem Obstgarten in Deutschland nachgewiesen.
  • Hohe genetische Vielfalt (Obstsorten) mit über 2500 beschriebenen Sorten (Äpfel, Birnen, Kirschen, Zwetschgen).
  • Hochstamm-Obstgärten sind regional sehr landschaftsprägende Elemente; sie bereichern das Landschaftsbild.
  • Eine Vernetzung über grosse zusammenhängende Flächen hinweg kann mit Hochstamm-Obstgärten realisiert werden.
Erfolgsfaktoren für den idealen Hochstamm-Obstgarten aus Naturschutzsicht
  • In einem idealen Hochstamm-Obstgarten sind die Pflege und Erhaltung über Generationen gesichert.
  • Das Vorhandensein junger und alter Bäume (mit Totholz) ist wichtig für die Struktur Diversität.
  • Möglichst grosse, zusammenhängende Obstgärten anstreben.
  • Ein grosser Anteil an qualitativ hochwertigen Flächen direkt im Unternutzen soll vorhanden sein (z.B. Extensive Wiesen und offener Boden).
  • Ein Mosaik von unterschiedlichen Flächen- und Strukturtypen anstreben (z.B. dornenreiche Hecken in der Umgebung und Altgrasstreifen).
  • Ein artenreicher Hochstamm-Obstgarten enthält Kleinstrukturen (z.B. Steinhaufen und Asthaufen) und Baumhöhlen.
Planen eines Hochstamm-Obstgartens
  • Eine sorgfältige Standort- und Parzellenplanung ist wichtig: Bodeneigenschaften, Exposition, Höhenlage und Neigung können grossen Einfluss auf den Ertrag haben.
  • Extensive bzw. wenig intensive Wiesen können besser erreicht werden, wenn die Baumreihen breiter gepflanzt werden.
  • Auf die Arten- und Sortenwahl muss besonders geachtet werden (Diversifizierung, Langfristigkeit und Klimaentwicklung).
  • Wenn möglich auf robuste, resistente und für den biologischen Anbau geeignete Arten achten.
  • Alte Sorten können besonders in Hochstamm-Obstgärten eine besondere Rolle haben.
Anlegen des Obstgartens
  • Dem Pflanzgut und dessen Anforderungen ist grosse Beachtung zu schenken: Für gut wüchsige und während zwei bis drei Generationen ertragreiche Hochstammbäume braucht es kräftige und gesunde Jungbäume mit verzweigten Ästen und einem kräftigen Wurzelwerk.
  • Pflanzzeitpunkt und Pflanzvorbereitung sind wichtige Grundbausteine für den späteren Erfolg des Obstgartens.
  • Bei der Pflanzung der Jungbäume sind einige Regeln zu beachten.
  • Dem Schutz der neu gepflanzten Bäume vor Mausfrass ist von Beginn weg hohe Beachtung zu schenken und wird für den erfolgreichen Erhalt des Obstgartens zur Daueraufgabe.
Pflege und Aufwertung
  • Ein extensiver oder wenig intensiver Unternutzen ist wichtig für die ökologische Gesamtqualität des Obstgartens.
  • Eine zusätzliche Düngung darf nur sehr zurückhaltend gemacht werden und muss sich vorwiegend auf den Baumstreifen bzw. die Baumscheibe beschränken (z.B. Lanzendüngung).
  • Allenfalls durch die extensive Bewirtschaftung erhöhte Mäusepopulationen durch die Förderung von Kleinprädatoren in Schach halten.
  • Obstgärten mit Kleinstrukturen wie Stein- und Asthaufen aufwerten.
  • Auf regelmässige Neupflanzungen von Jungbäumen ist zu achten (20-30% junge Bäume sollte ein Obstgarten aufweisen).
  • Schnitt und Baumerziehung sind für eine lange Ertragsphase und die Bildung von Qualitätsobst wichtig. Zur Erhaltung der Vitalität, Produktivität und Qualitätserzeugung muss das Fruchtholz regelmässig durch Schnittmassnahmen verjüngt werden (→ Kurse zur richtigen Schnitttechnik)

Einleitung

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In Deutschland konnten in einem Obstgarten 5000 Arten nachgewiesen werden.

Hochstamm-Obstgärten waren einst die dominierende Kulturlandschaft in verschiedenen Teilen der Schweiz. In einigen Gebieten ist sie es auch heute noch. Der Hochstamm-Obstbau war und ist vor allem noch in der Ostschweiz (TG, SG), in der Zentralschweiz (LU, ZG), in der Nordwestschweiz (BL, AG) und in der Westschweiz (VD) weitverbreitet. 1951 gab es noch ca. 14 Mio. Bäume. Diese Zahl sank im Verlaufe der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts auf noch ca. 2,4 Mio. Bäume1 im Jahre 1999, was einem Rückgang von über 80% entspricht. Gründe für den Rückgang waren vor allem die zunehmende Mechanisierung und Intensivierung der Landwirtschaft zu dieser Zeit, aber auch der sehr hohe Aufwand für den Unterhalt und die Pflege der Obstgärten. Zudem wurden von der Eidgenössischen Alkoholverwaltung zwecks Eindämmung des grassierenden Alkoholkonsums in weiten Teilen der ländlichen Bevölkerung Rodungsprämien pro Baum ausgezahlt und es kam zu gross angelegten, von der öffentlichen Hand verfügten Fällungen von Hochstamm-Obstbäumen mit einem Höhepunkt in den 1960er-Jahren. 1975 wurden diese aufgrund der Opposition der Bevölkerung und der Mostereien gestoppt2. Es kam hinzu, dass für neues Bauland häufig siedlungsnahes Gebiet in Bauland eingezont wurde und damit Hochstamm-Obstgärten dem Siedlungsbau weichen mussten. Mit der in den 1990er Jahren geänderten Agrarpolitik werden wieder vermehrt Bäume gepflanzt.

Die Schweiz ist aber europaweit nicht die einzige Region, wo der Hochstamm-Obstbau eine prägende Rolle gespielt hat. Auch in Nordspanien, Frankreich, Luxemburg, Deutschland, Österreich und Slowenien existieren noch heute grossflächige Hochstamm-Obstbestände3. Cider-Produktion (Apfelwein) gibt es auch im Südwesten Englands und in Wales4. Das Wort Streuobst oder Streuobstwiesen wird im deutschen Sprachraum synonym zu Hochstamm-Obstgärten verwendet, weil die Bäume oft locker über die Landschaft verstreut sind.

Für die Beurteilung und Bewertung ökologischer Massnahmen ist es hilfreich einen kurzen Blick in die Geschichte zur Entwicklung des Obstbaus und der Obstgärten zu werfen. Beim Anblick von alten, knorrigen Bäumen in alten Hochstamm-Obstgärten könnte man meinen, dass es sich dabei um eine besonders alte bzw. ursprüngliche Form traditioneller Kulturlandschaften handelt. In Wirklichkeit entspringen sie aber einer relativ jungen Entwicklung, denn in den meisten, heute von Obstbau geprägten Landschaften, war der Ackerbau über Jahrtausende lang bedeutender als der Obstanbau. Erste Belege für die Verwendung von Wildobst gibt es schon aus der Jungsteinzeit, man vermutet aber, dass es sich vorwiegend um gesammeltes Obst aus den Wäldern handelte. Die Römer kultivierten um ihre Villen und Siedlungen erstmals aus dem Raum Zentralasien importierte Obstarten. Erst im 18. Und 19. Jahrhundert erfuhr der Obstanbau eine starke Ausdehnung5. Viele Obstbäume dienten ursprünglich der Selbstversorgung und waren eng an die Umgebung von Höfen und Siedlungen gekoppelt. Erst später ging man auch dazu über Obstbäume auf dem freien Feld zu pflanzen, um deren Früchte zu verkaufen und wohl, um vor allem im grossen Stil, Schnaps zu brennen. Damals gab es auch oft die kombinierte Nutzung von Äckern und Gemüsegärten im Obsthain, anstelle der heute weitverbreiteten Wiesen- und Weidenutzung im Unternutzen von Obstgärten.

Die Wichtigkeit dieser Kultur zeigte sich auch in der sprachlichen Vielfalt unterschiedlicher Flurbezeichnungen: «Bungert», «Bommert», «Bommgarte» (Baumgarten), «Hoschtet» (Hofstatt) bezeichnen Wiesen, auf welchen Hochstammobstbäume in Gruppen oder Reihen vorhanden sind6.

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Entwicklung der Zahl der Hochstammobstbäume (Quelle: Bundesamt für Statistik, Obstbaumzählung)


1 Konold, 1999. Handbuch Naturschutz und Landschaftspflege: Kap. XIII-7.9, Streuobstwiesen. ; Bundesamt für Statistik (BfS), 2020. Feldobstbäume: Entwicklung seit 1951. ; Müller, W. et al., 2015. Hochstammobstgärten - Vielfältige Lebensräume. Bird Life Schweiz, Zürich.

2 Agridea 2012. Hochstammobstgärten, planen, pflanzen, pflegen, S. 2 und Historischer Überblick Alkoholpolitik und Eidg. Alkoholverwaltung (EAV)

3 Streuobstbau in Europa NABU Deutschland

4 Roesler, M. 2015. Streuobstbau aus nationalem und europäischem Blickwinkel - Entwicklungen und innovative Projekte. Deutscher Landeschaftspflegetag in Wiesbaden.

5 Konold, 1999. Handbuch Naturschutz und Landschaftspflege: Kap. XI-2.11, S.3

6 Müller, W. et al., 2015. Hochstammobstgärten - Vielfältige Lebensräume, S.2.

Praxisrelevante Ökologie von Hochstamm-Obstgärten


Was macht einen Hochstamm-Obstgarten ökologisch wertvoll:
  • Ein fachgerechter Schnitt und eine fachgerechte Pflege der Bäume gewährleisteten gesunde, ertragreiche Bäume. Dadurch erreichen sie ein Alter, welches sie ökologisch wertvoll macht.
  • Ein extensiver bis wenig intensiver Unternutzen7 mit einem grossen Blütenangebot, oder ein intensiv genutzter Streifen unmittelbar im Stammbereich, wo die Vegetation kurzgehalten wird, in Kombination mit artenreichen extensiv- bis wenig intensiv genutzten Wiesenstreifen zwischen den Baumreihen.
  • Das Vorhandensein alter Bäume mit Totholz und Baumhöhlen (z.T. mit Efeu bewachsen).
  • Eine gestaffelte Mahd im Unternutzen.
  • Viele Kleinstrukturen (Asthaufen, Gebüschgruppen) und Stellen mit offenem oder lückigem Boden.
  • Obstgärten, die nicht isoliert stehen, sondern möglichst mit anderen Lebensraumtypen, wie z. B. Hecken und weiteren Obstgärten vernetzt sind: Je grösser und vielfältiger das Gebiet, desto besser.
  • In einem 7-minütigen Video erklären Pascal König und Hans Brunner die ökologische Bedeutung der Hochstamm-Obstgärten.


7 Gemäss «Biodiversitätsförderung auf dem Landwirtschaftsbetrieb – Wegleitung» (Benz et al. 2020) soll die Biodiversitätsförderfläche «wenig intensiv genutzte Wiese» folgendermassen gedüngt werden: «Stickstoff: nur Mist oder Kompost, max. 30 kg verfügbarer N pro ha und Jahr»

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Der artenreiche Obstgarten will gepflegt sein: Der richtige Baumschnitt, extensive Wiesen, Kleinstrukturen und Baumhöhlen alter Bäume.

Allgemeines

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Je älter die Bäume, desto ökologisch wertvoller werden sie. Abgebildet sind alte Birnbäume.

Die Hochstamm-Obstgärten gelten vom Landschaftsbild her auch als die Savannen der Schweiz. Sie sind im Prinzip nichts anderes als relativ dicht bis locker bestocktes Grünland. Diese Mehrschichtigkeit von Baumbestand und Unternutzung ist typisch. Dichter bestockte Hochstamm-Obstgärten haben Ähnlichkeiten mit dem Lebensraum Lichter Wald . Obstgärten sind äusserst artenreich, weil sie Charakteristika aus beiden Typen, dem Wald und dem offenen Grünland, beinhalten. Sie stellen gewissermassen einen sanften Übergang vom Wald zum offenen Grünland dar und es kommen in ihnen Arten beider Lebensräume vor. Wenn Hochstamm-Obstgärten alte Bäume mit Baumhöhlen, Gebüsche und Hecken enthalten und an Waldränder grenzen, dann sind sie ausserordentlich strukturreich und darum für viele Tier- und Pflanzenarten als Habitat sehr interessant (siehe auch Kapitel «Bedeutung für die Artenvielfalt»).

Zur Biodiversität gehören neben der Vielfalt der Arten und Lebensräume auch die weniger thematisierte genetische Vielfalt. Es sind heute nur noch eine wenige Sorten, welche in der Schweiz von Bedeutung sind. Es sind jedoch über 2500 verschiedene Apfel-, Birnen, Kirschen- und Zwetschgen-Sorten beschrieben8. Alleine über 1000 Apfelsorten sind bekannt aus der Schweiz. Kornprobst (1994)9 erwähnt ebenfalls, dass bereits um das Jahr 1800 um die 1500 Obstsorten beschrieben sind. Eine enorme Vielfalt unterschiedlicher Ausprägungen für verschiedene Geschmäcker und Verwendungszwecke, vom Birnenschnaps bis zur Kirschtorte, vom Mostapfel bis zum Zwetschgenkompott. Die Diversität widerspiegelt sich auch in einem unterschiedlichen Genpool in verschiedenen Regionen. Diese sind auch Bestandteil der Kulturgeschichte einer Region (Kornprobst, 1994). Vor dem Hintergrund der Ausbreitung von Krankheiten und Schädlingen, aber auch im Hinblick auf den Klimawandel ist diese genetische Diversität als Quelle von Resistenzgenen von entscheidender Bedeutung.

Die 4 wichtigsten Obstarten in der Schweiz und ihre genetische Vielfalt:10

Apfelbaum (Malus domestica):

Obst-/Fruchttyp: Kernobst/Kernfrucht
Anteil Schweiz: 43% im Feldobstbau (häufigste Obstart in der Schweiz)
Verbreitung: Weit verbreitet
Verwendung: Als Tafelobst oder als Rohstoff für Mostereien (Apfelsaft, Apfelwein) oder Brennereien (Schnaps, Spirituosen).
Baumform: Bäume mit breiter, rundlicher Form (Apfelform)
Anzahl Sorten: Ca. 1000 Sorten in der Schweiz

Birnbaum (Pyrus pyraster):

Obst-/Fruchttyp: Kernobst/Kernfrucht
Anteil Schweiz: 15% im Feldobstbau
Verbreitung: Vor allem Luzern und Ostschweiz
Verwendung: Als Tafelbirnen nur geringe Bedeutung. Mostbirnen werden oft Äpfeln beigegeben, damit der Most ein besonderes Aroma erhält
Baumform: Bäume mit mächtiger, birnenförmiger Baumkrone
Anzahl Sorten: Ca. 500 Sorten in der Schweiz

Kirschbaum (Prunus avium; Süsskirsche und Prunus cerasus; Sauerkirsche):

Obst-/Fruchttyp: Steinobst/Steinfrucht
Anteil Schweiz: 20% im Feldobstbau (zweithäufigste Obstart)
Verbreitung: Vor allem im Baselbiet, Zugerland und am Bielersee
Verwendung: Tafelkirschen, Verarbeitung zu Konfitüre, Kirschsaft und Kirsch
Baumform: Bäume mit rundlicher Form
Anzahl Sorten: Ca. 600 Sorten in der Schweiz

Zwetschgen-/Pflaumenbaum (Prunus domestica):

Obst-/Fruchttyp: Steinobst/Steinfrucht
Anteil Schweiz: 15% im Feldobstbau
Verbreitung: Überall verbreitet, besonders im Jura
Verwendung: Tafelzwetschgen, aber auch als Konfitüre und Dörrobst, Zwetschgenschnaps
Baumform: Bäume eher klein
Anzahl Sorten: Ca. 450 Sorten in der Schweiz


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In der Schweiz gibt es ca. 1000 beschriebene Apfelsorten.

In der Schweiz gibt es mehrere 1000 verschiedene Obstsorten. Fructus und Pro Specie Rara (frz: https://www.prospecierara.ch/fr.html) kümmern sich um deren Erhaltung. Mit dem Nationalen Aktionsplan zur Erhaltung und nachhaltigen Nutzung der pflanzengenetischen Ressourcen für Ernährung und Landwirtschaft (NAP-PGREL) soll die Sortenvielfalt bei den landwirtschaftlich bedeutenden Pflanzen zu erhalten werden. Von der Agroscope gibt es eine Beschreibung der Schweizer Obstvielfalt.


8 Müller, W. et al. 2015. Hochstamm-Obstgärten. Vielfältige Lebensräume. 4. Auflage. Bird Life Schweiz, Zürich, S. 4/5

9 Kornprobst, M. 1994. Landschaftspflegekonzept Bayern. Streuobst.

10 Müller, W. et al. 2015. Hochstamm-Obstgärten. Vielfältige Lebensräume. 4. Auflage. Bird Life Schweiz, Zürich, S. 4/5

Bedeutung für die Artenvielfalt

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Obstgärten in der Gemeinde Neukirch-Egnach (TG) im Jahr 193511.

Hochstamm-Obstgärten gehören zu den artenreichsten Lebensraumtypen in Mitteleuropa. Sie waren in vielen Regionen landschaftsprägend und so konnten sich im Laufe der Zeit vielfältige Lebensgemeinschaften einstellen.

Bird Life Schweiz erwähnt in seiner Broschüre "Hochstamm-Obstgärten - vielfältige Lebensräume" die Zahl von 35 Brutvogelarten12. Darunter z. B. den Steinkauz (Athene noctua), den Gartenrotschwanz (Phoenicurus phoenicurus) und den Wendehals (Jynx torquilla). Das Landschaftspflegekonzept Bayern (Kornprobst, 1994) führt sogar 48 Arten als Brutvögel und 76 weitere Arten als potentielle Besiedler auf. Konold (2006) erwähnt im Weiteren 1000 Arten von Arthropoden als Bewohner von Obstgärten. Eine Schätzung geht von gesamthaft bis zu 2500 - 3000 Spezies aus, wobei in einem Obstgarten bei Ravensburg am Bodensee/Deutschland 5000 Spezies gezählt wurden. Auch die genannte Zahl bei Konold (2006) von 5 - 12 Millionen Regenwürmern (Lumbricus terrestris) pro Hektare ist beeindruckend. Im Weiteren erwähnt Kornprobst (1994) 190 Käferarten und Konold (2006) über 70 Wildbienenarten. Für Säugetierarten gibt es weniger aussagekräftige Erwähnungen, wobei Agridea (2012)13 speziell Siebenschläfer, Igel, Mäuse und Fledermäuse erwähnt. Ebenfalls genannt werden Blindschleichen, Weberknechte, Eidechsen, Schmetterlinge, Ameisen, Florfliegen, Schwebfliegen, Wespen, Bockkäfer, Spinnen, Heuschrecken und Mücken. Zur Dichte von Insekten nennt Kornprobst (1994) die Zahl von 8000 Insektenindividuen pro Quadratmeter in Ulm/Deutschland.

Bei den Pflanzen geht Konold (2006) von ca. 70 - 80 Arten in der Wiese aus. Des Weiteren nennt er Epiphyten, Moose, Flechten, Pilze und Bakterien.

Von alten, strukturreichen Obstgärten profitieren vor allem Insekten, Vögel und Kleinsäuger. Aber auch Flechten und Pflanzen finden in den Gebieten wertvolle Habitate.

Habitatstrukturen in Obstwiesen:
Übericht über die wichtigsten Habitatstukturen in Obstwiesen und die Sie nutzenden Tiere.

Kleinstrukturen bieten Säugetieren (z. B. Hermelin, Siebenschläfer) oder unzähligen Insekten Lebensraum und sie sind als Trittsteine für die Vernetzung zu umliegenden Lebensräumen wertvoll. Beim Baumschnitt können mit dem anfallenden Material Asthaufen erstellt werden. Grundsätzlich kann gesagt werden, je älter ein Baum, desto mehr Arten finden sich auf ihm ein14.

Vögel profitieren am meisten von grossen, zusammenhängenden Obstgärten mit vielen alten Bäumen und einem diversifizierten Unternutzen. Etwa die Hälfte der Brutvögel der Obstgärten nistet in Baumhöhlen. Dazu gehören Steinkauz (Athene noctua), Wiedehopf (Upupa epops), Wendehals (Jynx torquilla) sowie verschiedene Specht- und Meisenarten. Bevorzugt entstehen Baumhöhlen natürlicherweise an faulenden Astlöchern und alten Bäumen. Der Grauschnäpper (Muscicapa striata), sowie der Gartenbaumläufer (Certhia brachydactyla) und der Gartenrotschwanz (Phoenicurus phoenicurus) brüten in Nischen oder Halbhöhlen15. An alten Apfelbäumen findet sich meistens ein gutes Angebot an Baumhöhlen. Für viele Vogelarten sind 60 - 100 ha die Mindestgrösse bezüglich des Lebensraumes16.

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Wiedehopf (Upupa epops), Wendehals (Jynx torquilla), Steinkauz (Athene noctua) und Gartenrotschwanz (Phoenicurus phoenicurus) sind typische, aber sehr selten gewordene Obstgartenvögel.

Beispiele bedrohter Obstgartenvögel
Für den Steinkauz und den Wiedehopf liegen Aktionspläne des Bundes vor.


11 map.geo.admin.ch (LUBIS)

12 Müller, W. et al. 2014. Hochstamm-Obstgärten - vielfältige Lebensräume, Bird Life Schweiz, S. 8

13 Agridea, 2012. Hochstammobstgärten planen, pflanzen pflegen, S. 30

14 Konold, 1999. Handbuch Naturschutz und Landschaftspflege. Kap. XI-2.11, S. 31

15 Hochstamm-Obstgärten Bird Life Schweiz

16 Konold, 1999. Handbuch Naturschutz und Landschaftspflege. Kap. XI-2.11, S. 15

Unternutzen und Grösse von Hochstamm-Obstgärten

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Obstgarten mit vielfältiger Wiese mit sehr viel Östlichem Wiesen-Bocksbart (Tragopogon pratensis) im Unterwuchs.

Der Unternutzen bezeichnet die Form der Nutzung unter den Hochstammbäumen, z. B. als Wiese, Weide, Garten oder Acker. Früher wurden siedlungs- oder Hof nah zwischen den Bäumen oft Getreideäcker oder Pflanz- und Gemüsegärten angelegt. Heute erfolgt die Nutzung unter den Bäumen meist als intensiv genutzte Wiese. Die Artenvielfalt ist klein und der ökologische Nutzen gering. Die blumenreichen Fromentalwiesen waren früher weit verbreitet. Noch Mitte des letzten Jahrhunderts war es der vorherrschende Wiesentyp. So waren auch die Wiesen und Weiden unter den Obstgärten nur mässig gedüngt und entsprechend artenreich. In einem Hochstammobstgarten hängt die Zusammensetzung der Artengarnitur neben der Intensität der Grünlandnutzung auch von der Dichte der Baumbestockung ab, denn der Lichteinfall wird durch die Deckung mit Baumkronen bestimmt. In den 1990er Jahren waren von 4160 untersuchten Hochstammobstgärten 69% kleiner als 0.75 Hektaren und nur 8% grösser als 2 Hektaren. 90% dieser Flächen wiesen eine intensive und somit arten- und strukturarme Unternutzung17 auf. Wie der nachfolgenden Tabelle entnommen werden kann, genügen solche Grössen bei weitem nicht, um seltene und spezialisierte Arten zu erhalten.


Baumdichte

Bäume/ha

Notwendige Fläche in ha für
5 - 8 Arten Spezialisierte und Rote-Liste-Arten
Bei 100 Bäumen Bei 300 Bäumen Bei 1000 Bäumen
Locker: 10 10 ha x x
Mittel: 50 2 ha 6 ha x
Dicht: 100 - 150 0,7 - 1 ha 2 - 3 ha 7 - 10 ha

Tabelle: Notwendige Flächen der Obstgärten zur Förderung von Vogelarten in Abhängigkeit von der Baumdichte. x bedeutet eine unwahrscheinliche Kombination (Quelle: Broggi & Schlegel 1989 in Guntern et al. 2011). Lesebeispiel: Für einen Obstgarten mit 300 Bäumen braucht es bei einer mittleren Baumdichte von 50 Bäumen pro Hektare eine Fläche von 6 Hektaren und bei einer dichteren Pflanzung von Bäumen entsprechend nur 2 bis 3 Hektaren. Die Kombination von 300, locker stehenden Bäumen bräuchte eine Fläche von 30 Hektaren. Solche Obstgärten gibt es de facto kaum.


Die Untersuchungen in zwei Gemeinden zeigen auf (siehe nachfolgende Tabelle), dass genügend grosse Obstgärten ohne extensive Unternutzung und Strukturreichtum keine positive Wirkung auf die Förderung von seltenen Arten hat. Dazu braucht es lokal mindestens 10% qualitativ hochwertige Flächen in den Obstgärten (extensiv genutzt und strukturreich). Es wird geschätzt, dass alleine für das Mittelland rund 17'500 ha ökologisch wertvolle Obstgärten notwendig wären18.


Gebiet Anteil Feldflur Extensiver Unternutzen Strukturreiche Flächen Gartenrotschwanzquartiere pro km2
Reinach BL 5% 12,6% 12,4% 6
Ruswil LU 5% 0,5% 6,3% 0,5

Tabelle: Auswirkungen von extensiver Unternutzung und Strukturreichtum in Obstgärten auf die Anzahl Gartenrotschwanz-Reviere pro km2 (Kohli & Birrer 2003 in Guntern et al 2013).


Kann ein "qualitativ hochwertiger Hochstamm-Obstgarten" aus Sicht der Biodiversität mit der Qualitätsstufe 2 (QII) gemäss DZV erreicht werden?
Die Experten sind sich diesbezüglich uneinig. Einerseits herrscht die Meinung, dass die Anforderungen der DZV ausreichen, andererseits wird betont, dass für einen Obstgarten mit charakteristischen Vögeln wie, z. B. dem Gartenrotschwanz, die Anforderungen an QII nicht genügen. Dazu brauche es einen höheren Strukturreichtum und artenreiche Wiesenflächen und Hecken in unmittelbarer Nähe. Selbst die Distanz von 50 m zur Zurechnungsfläche wird als zu weit eingeschätzt.

Anmerkungen des Vereins biodivers: Die Entwicklung der Vogelbestände ist gut untersucht. Oben ist der Gartenrotschwanz erwähnt. Selbst diese einst sehr häufige Art ist aus unseren Obstgärten rar geworden. Anspruchsvollere Obstgartenvögel kann man nur noch in seltensten Fällen beobachten (Steinkauz, Rotkopfwürger, Wendehals, Wiedehopf)19.


Die Nutzungsintensität, Düngung bzw. Nährstoffversorgung von Grasland und Bäumen ist im Zusammenhang mit der ökologischen Bedeutung von Obstgärten wichtig und viel schichtig. Sie wird kontrovers diskutiert. In der Realität werden, wie die Tabelle oben aufzeigt, meist zu wenig artenreiche Flächen bereitgestellt. Unbestritten ist, dass Jungbäume gedüngt werden müssen. Wird diese ausgelassen, zeigen sie ein kümmerliches Wachstum20. Für die Ausbildung zur Fromentalwiesen sollen laut Kornprobst (1994) Wiesen nicht oder nur schwach gedüngt sein. Konold (2006) schlägt vor, dass zur Steigerung der Artenvielfalt ausserhalb des Wurzelbereichs auf die Düngung verzichtet werden soll.

Es stellt sich also die Frage nach einer Herangehensweise für die Erfüllung beider Ansprüche: Einerseits ein ausreichendes Nährstoffangebot für die (heranwachsenden) Bäume und andererseits ein wenig intensiver bis extensiver Unternutzen. Beides ist möglich! Im Kapitel «Planung» wird das am Beispiel des Obstgartens «Altwy» in Rümlang aufgezeigt, indem genügend breite Baumzwischenreihen eingeplant werden.

In den vergangenen 20 Jahren hat man mit der Nutzung von extensiv und wenig intensiv genutztem Grünland reichlich Erfahrung gesammelt: Wichtig sind Nutzungsmosaike, dem Bestand angepasste Nutzungszeitpunkte und -häufigkeiten sowie Altgrasstreifen. Vergleiche dazu die Erfahrungen im Obstgarten Farnsberg und die Ausführungen im Grünlandartikel.

Fazit zum Unternutzen:
Eine gestaffelt genutzte, artenreiche und höchstens mässig gedüngte Wiese entspricht einem optimalen Unternutzen betreffend Baumgesundheit und Ökologie. Durch den häufigen Schnitt, der erforderlichen Düngung für die Bäume, dem Vorbeugen vor Mäusen und der Beschattung lassen sich unter den Hochstammobstbäumen kaum artenreiche Wiesen erreichen, dies lässt sich jedoch zwischen den (genügend weit stehenden) Baumreihen und am Rand realisieren.

Mulchen
Mulchen ist gemäss DZV auf den Baumscheiben erlaubt. Zur Förderung der Biodiversität ist Mulchen ansonsten unerwünscht.

Beweidung
Auf die Beweidung wird zu einem späteren Zeitpunkt eingegangen.


17 Guntern et al. 2013, S. 126

18 Guntern et al. 2013, S. 126

19 «Obstgärten und Streuobstbestände sind landschaftsprägende Elemente des traditionell bewirtschafteten Kulturlandes. Seit der Mitte des 20. Jahrhunderts hat sich mit der Intensivierung der Grünlandnutzung die Lebensraumsituation in Obstgärten für die ehemals typischen Brutvogelarten dieses Lebensraums grundlegend verschlechtert. Wiedehopf, Steinkauz, Wendehals und Rotkopfwürger sind grossräumig verschwunden. Es spricht vieles dafür, dass neben dem Rückgang der Obstgärten ein weiterer wichtiger Grund für den Rückgang der typischen Obstgartenvögel die Nahrungsgrundlage ist. Dabei ist vor allem für den Gartenrotschwanz nicht in erster Linie die vorhandene Biomasse ausschlaggebend, sondern die Erreichbarkeit von Beutetieren.» (Quelle: Projekt Gartenrotschwanz); fr : « Les vergers et les prés vergers sont des éléments marquants du paysage de la campagne cultivée de manière traditionnelle. Depuis le milieu du 20e siècle et avec l'intensification de l'exploitation des prés, la situation des habitats dans les vergers pour les espèces d'oiseaux nicheurs autrefois typiques de ces habitats s'est fondamentalement péjorée. La huppe fasciée, la chevêche d'Athéna, le torcol fourmilier et la pie-grièche à tête rousse ont largement disparu. En plus du déclin des vergers, une autre raison importante du déclin de ces oiseaux typiques des vergers est très probablement l'offre alimentaire. Pour le rougequeue à front blanc surtout, la biomasse à disposition n'est pas déterminante mais l'accessibilité des proies. » (source : https://www.vogelwarte.ch/fr/projets/recherche-ecologique/projets-termines/projet-rougequeue-a-front-blanc)

20 Konold (1999) hält fest, dass "viele der in den letzten Jahren in bester Absicht gepflanzten Bäume infolge mangelnder Düngung und Pflege ein sehr kümmerliches Wachstum zeigen."

Strukturen

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Ast- und Steinhaufen sind bereichernde Elemente in einem Obstgarten.

Die Strukturvielfalt von Hochstamm-Obstgärten ist wichtig für den ökologischen Wert. Je strukturreicher und abwechslungsreicher der Obstgarten, desto wertvoller ist er für diverse Arten. Für die Vögel ist ein Anteil an offenem Boden wichtig, idealerweise von 40 - 60 %. Die Untersuchung «Vögel brauchen lückige Vegetation zur Nahrungssuche» (Schaub et al. 2008) bezieht sich auf verschiedene Lebensräume, sie zeigt aber eindrücklich die Wichtigkeit von offenen Bodenstellen für einige Vogelarten. Namentlich der Wiedehopf (Upupa epops), der Wendehals (Jynx torquilla) und der Gartenrotschwanz (Phoenicurus phoenicurus) profitieren davon. Für sie ist die Nahrungssuche in offenem Boden wesentlich einfacher als bei geschlossener Vegetation. Konold (2006) erwähnt unbefestigte Wege als Teil einer Strukturdiversität. Im Artikel Kleinstrukturen sind viele Informationen zu Bedeutung, Ökologie und Förderung der Strukturvielfalt enthalten.

Schädlinge, Krankheiten und Nützlinge im Obstbau

Obstbauern sehen sich mit zahlreichen Herausforderungen konfrontiert. Im folgenden Abschnitt sind einige der wichtigsten Schädlinge aufgeführt mit Verlinkungen zu weiteren Informationen. Im Gegenzug ist es auch wichtig, die Nützlinge und deren Förderung zu kennen.

Mäuse
Mäuse können grosse Probleme verursachen. Dagegen empfohlen werden:

Weitere Informationen:

Feuerbrand (Bakterium Erwinia amylovora) Der Feuerbrand ist eine Bakterienkrankheit, die unter anderem Kernobstbäume (Apfel, Birne, Quitte) und verschiedene Zier- und Wildpflanzen befällt.

Kirschessigfliege (Drosophila suzukii) Die Kirschessigfliege ist erst seit 2011 in der Schweiz. Ihre Fähigkeit, diverse Nutzpflanzen zu befallen, macht sie zu einem schwierig zu bekämpfenden Schädling. Die Fliege befällt Früchte im Beeren-, Obst- und Weinbau.

Marmorierte Baumwanzen (Halyomorpha halys) Die Marmorierte Baumwanze (Halyomorpha halys) stammt ursprünglich aus Ostasien und wurde 2004 in der Schweiz zum ersten Mal nachgewiesen. Sie ist zu einem bedeutenden Schädling in der Landwirtschaft geworden.

Weitere Informationen zu Nützlingen, Schädlingen und Krankheiten:

Erhalt und Förderung

Mit den finanziellen Beiträgen gibt es seit den 1990er-Jahren zwar Anreize zum Erhalt und zur Förderung der Biodiversität in den Hochstamm-Obstgärten. Die Hochstamm-Obstgärten stehen aber auf der Roten Liste der Lebensräume und der Rückgang resp. die Verschlechterung der Lebensraumqualität wirkt sich entsprechend negativ auf die begleitenden Artengemeinschaften aus 21. Die Vermutung liegt nahe, dass einerseits die Nutzung zu intensiv ist, dass aber auch die Gesamtflächen und die Flächen der einzelnen Obstgärten zu klein geworden ist. Der Bericht zum Flächenbedarf für die Biodiversität (Guntern et al., 2013) stellt fest, dass vermutlich bereits ab den 1980er-Jahren die Flächen für viele seltene Obstgartenbewohner nicht mehr genügten, namentlich für den Trauerschnäpper, den Rotkopfwürger und den Steinkauz. Damals betrug die Fläche noch 55'000 ha. Eine Studie von 198322 zeigte für den Kanton Thurgau, dass bereits in den 1980er-Jahren typische Obstgartenvögel wie die oben erwähnten Arten kaum mehr vorkamen. Es darf deshalb davon ausgegangen werden, dass die Gesamtfläche der Hochstammobstgärten und/oder ihre ökologische Qualität bereits in den 1980er Jahren ungenügend waren. Es wären gemäss Studie von Guntern et al. (2013) bis zu 115'000 ha (Fläche der 1960er-Jahre)23 notwendig, was mindestens einer Verzehnfachung der heutigen Fläche mit Qualität (QII) bedeuten würde.

Mehr als 10% des Unternutzens muss qualitativ wertvoll und strukturreich sein24 , damit eine positive Wirkung auf gefährdete Arten nachgewiesen werden kann, so die Schätzungen von Guntern et al. (2013).


21 Delarze et al. 2016. Rote Liste der Lebensräume der Schweiz. Aktualisierte Kurzfassung zum technischen Bericht 2013 im Auftrag des Bundesamtes für Umwelt (BAFU). Bern, bzw. Bundesamt für Landwirtschaft (BLW). 2019. Evaluation der Biodiversitätsbeiträge, Seite 3

22 Zwygart, 1983. Die Vogelwelt von Nieder- und Hochstammobstkulturen des Kantons Thurgau. Der Ornithologische Beobachter 80: 89 - 104.

23 Guntern et al. 2013. Flächenbedarf für Ökosystemleistungen, Kap. Hochstamm-Obstgärten.

24 Bemerkung aufgrund der Rückmeldung der Reviewenden: QII heisst nicht gleichzeitig auch qualitativ wertvoll.

Fehlende Strategie

Es ist erfreulich, dass die Anzahl Hochstamm-Obstbäume leicht zugenommen hat und es ist lobenswert, dass viele Betriebe wieder Bäume pflanzen und zum Teil grosse Obstgärten unterhalten und pflegen. Unseres Wissens gibt es aber keine Strategie und keine koordinierten Bestrebungen (auf kantonaler oder regionaler) Ebene, langfristig, grosse und ökologisch wertvolle Hochstamm-Obstgärten anzulegen und zu pflegen. Die Vernetzungsprojekte und -beiträge erachten wir dafür als zu wenig lenkend. Beispiele überbetrieblicher Ansätze sind von BirdLife Schweiz initiierte Projekte «Farnsberg» («Es geht aufwärts», Ornis 3/19) und das Projekt zur Förderung des Steinkauzes im Dreiländereck Deutschland, Frankreich und der Schweiz. Einen wegweisenden Ansatz verfolgt das Projekt «Hochstamm Seetal» in den Kantonen Aargau und Luzern. Es verfolgt die Ziele, die Hochstammobstbäume, welche die Kulturlandschaft prägen, zu erhalten und ihren Bestand zu erhöhen, die Verarbeitung und der Verkauf der Produkte durch die Bauern zu fördern und somit die Wertschöpfung zu verbessern. Nutzen und Wert der Hochstammbäume sowie allgemein die Landwirtschaft sollen der Bevölkerung mit Öffentlichkeitsarbeit, Erlebnisangeboten und köstlichen Erzeugnissen nähergebracht werden. Der Kanton Zürich geltet grosse Obstgärten, ab 150 bzw. 300 Bäume je nach Fördergebiet, deutlich besser ab als die kleinen.

Planung

Ein Obstgarten als Generationenprojekt

Der Entscheid für die Neuanlage eines Hochstamm-Obstgartens ist ein Generationenprojekt. Es soll von einem Zeithorizont von mindestens 50 Jahren ausgegangen werden. Neugepflanzte Hochstammbäume benötigen 10 bis 15 Jahre für den Aufbau, die anschliessende Ertragsphase dauert etwa 40 Jahre. Für die Biodiversität fängt dann der wertvolle und interessante Lebensabschnitt an: Die ersten toten Äste werden sich zeigen, die ersten morschen Stellen im Holz begünstigen neue Tiergruppen, wie Käfer und Vögel und in der rauen Borke finden diverse Vogelarten Insekten für die Aufzucht der Jungtiere und es siedeln sich Flechten an. Ein alter und wertvoller Hochstamm-Obstgarten mag seine besten Ertragsjahre vielleicht hinter sich haben, mit fachgerechter Pflege können Bäume aber auch im hohen Alter noch gute Erträge liefern. Zentral sind die Pflege, eine angepasste Remontierung für den Erhalt des Obstgartens sowie eine gute Altersstruktur (Faustregel: Rund 20 Prozent der Bäume sind jünger als 5 Jahre).

Arten- und Sortenwahl

Auf die Arten- und Sortenwahl soll ein besonderes Augenmerk gelegt werden und muss sorgfältig auf dem Verwendungszweck abgestimmt sein. Weitere Informationen zu diesem Thema finden sich in folgenden Schriften:

Auf den folgenden Merkblättern zur Sortenwahl finden Sie Angaben zu verschiedensten Sorten:

Alte Sorten / Sortenfinder
Alte Sorten tragen zum Erhalt der genetischen Vielfalt bei, welche ebenfalls Teil der Biodiversität sind (vgl. hierzu Kap. 4.1 «Allgemeines». Zudem sind alte Sorten Teil der Kulturgeschichte und regional an bestimmte Verhältnisse angepasst. Über den Sortenfinder von Pro Specie Rara können Sie für Ihre Region alte Sorten finden.

Planung und Pflanzung

In den Broschüren "Biologischer Obstbau auf Hochstammbäumen" (FiBL, 2016) und "Hochstammobstgärten. Planen, pflanzen, pflegen" (Agridea, 2012) wird auf die relevanten Aspekte wie Standortbedingungen, Pflanzabstände, Pflanzung, etc. eingegangen. Betreffend Pflanzabstände möchten wir auf das nachfolgende Beispiel «Altwy» mit deutlich grösseren Distanzen zwischen den Baumreihen hinweisen. Auf die Neupflanzung eines Hochstammobstgartens auf wertvollen Trockenstandorten oder Magerwiesen ist zu verzichten.

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Pflanzung eines Obstbaums. Quelle: Biologischer Obstbau auf Hochstammbäumen, FiBL (Hrsg.), 2016.

Beispiel Obstgarten «Altwy» Hans Brunner, Obstbauer aus Steinmaur/ZH plante 2010 im Auftrag der Stadt Zürich in Rümlang einen Hochstamm-Obstgarten. Das Ziel war die Integration von extensiv genutzten Wiesen im Obstgarten, um ein verzahntes Nebeneinander von Hochstamm-Obstbäumen mit Magerwiesen zu schaffen. Die Wiesen zwischen den Baumreihen sind gut besonnt. Zudem bieten die Zwischenflächen Platz für Kleinstrukturen oder die Anlage von Ruderalflächen.

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Planung des Obstgartens "Altwy" in Rümlang/ZH. Auf einer Fläche von knapp zwei Hektaren hat es ca. 180 Hochstamm-Obstbäume und 89 Aren extensive Wiesen. Die Bäume sind in den Reihen relativ eng gepflanzt, während die Abstände zwischen den Baumreihen so gross gewählt sind, dass genügend Platz für extensive Wiesen bleibt. Quelle/copyright: Christian Dünki
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Der Obstgarten weist 120 Bäume pro Hektare aus. Diese werden als Hochstammspindeln herangezogen. Unter den Bäumen wird ein 6 Meter breiter Streifen gemulcht, die Wiesen dazwischen weisen Qualität QII auf.

Empfehlungen für Baumbezug (unvollständige Auflistung):

Im Heckenartikel sind Bezugsadressen für Sträucher aufgeführt. Dort kann nachgefragt werden, ob sie auch Hochstamm-Obstbäume anbieten.

Mäuseschutz
Dem Schutz der neu gepflanzten Bäume vor Mausfrass ist von Beginn weg hohe Beachtung zu schenken und wird für den erfolgreichen Erhalt des Obstgartens zur Daueraufgabe. Informationen zur Mäusebekämpfung siehe im Kapitel «Schädlinge, Krankheiten und Nützlinge».

Nutzung und Vermarktung

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Dank geeigneter Mechanisierung kann der Aufwand für die verschiedenen Arbeitsschritte stark reduziert werden.
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Eine Auflesemaschine erleichtert die Ernte der zu Boden gefallenen Früchte.

Die Produktion von Obst auf Hochstamm-Obstbäumen ist zeitaufwändig und viele Arbeiten sind noch immer schlecht mechanisierbar, obwohl es in den letzten Jahren mit verschiedenen technischen Entwicklungen auch für den Hochstamm-Obstbau deutliche Verbesserungen gegeben hat25. Alle beigezogenen Quellen26 sind sich einig, dass eine kostendeckende Produktion ohne Direktzahlungsbeiträge von Bund und Kantonen und/oder Label gebundenen Beiträgen nicht rentabel ist. In der Broschüre «Hochstammobstgärten. Planen, pflanzen, pflegen» hat es Beispiele zum Arbeitsaufwand pro Baum, zu den Produktionskosten und Modellrechnungen (Seiten 32/33). In der Broschüre von Agridea, 2012: Hochstammobstgärten. Planen, pflanzen, pflegen. Auf den Seiten 25 bis 28 hat es Angaben zum rationellen Ernten. Die FiBL macht in ihrer Broschüre Vorschläge, wie mit Fallobst umgegangen werden kann (Seite 33).

Beispiele für Direktvermarktung und Produkte (unvollständige Auflistung):

Weitergehende Informationen zu verschiedenen Produktionslabels:

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In Hochstamm-Obstgärten lassen sich Produktion und Biodiversität gut kombinieren.

25 Agridea, 2012. S. 32/33

26 Agridea, 2012 und Benninger et al. 2016

Beiträge

Landwirte erhalten für Hochstamm-Feldobstbäume folgende Biodiversitätsbeiträge

  • Qualitätsstufe I: 13.50 CHF/Baum
  • Qualitätsstufe II: 31.50 CHF/Baum (für Nussbäume 16.50 CHF/Baum)
  • Vernetzung: 5 CHF/Baum

Raumplanung

Statt neue Bauzonen auszuscheiden, ist die Siedlungsentwicklung nach innen zu fördern. Diese wird mit der Revision des Raumplanungsgesetzes aktuell auch angestrebt. Im Rahmen der Ortsplanung (Richt- und Nutzungsplanung) können Obstgärten z.B. einer besonderen Landschafts- und Baumschutzzone zugeordnet werden. Obstbäume können selbstverständlich auch in Siedlungen gepflanzt werden. Hier werden zwar kaum gefährdete Vogelarten brüten, doch sind sie eine Bereicherung für Mensch und Tier. Gemeinden und Vereine können die Erhaltung der Obstbäume unterstützen indem sie z.B. Jungbäume vergünstigt abgeben oder bei der Pflege und Ernte mithelfen27.

27 Müller, W. et al. 2015: Hochstamm-Obstgärten. Vielfältige Lebensräume. 4. Auflage, S. 12

Pflege und Unterhalt

Für den ökologischen Wert von Hochstamm-Obstgärten sind die Baumpflege und eine gute Altersdurchmischung der Bäume von zentraler Bedeutung. Vor allem alte Hochstamm-Obstgärten tragen zu einer hohen Biodiversität bei. Baumschicht und Unternutzen bilden im Hochstamm-Obstgarten eine Einheit, darum ist es wichtig, dass auch die Wiesen oder Weiden ökologisch wertvoll sind und optimal unterhalten werden.

Schnitt und Baumerziehung

Für eine lange Ertragsphase und die Bildung von Qualitätsobst brauchen Hochstammobstbäume ein stabiles Kronengerüst mit einem guten Lichteinfall bis ins Innere der Baumkrone und zu den Ansatzstellen der unteren Leitäste. Zur Erhaltung der Vitalität, Produktivität und Qualitätserzeugung muss das Fruchtholz regelmässig durch Schnittmassnahmen verjüngt werden. Die richtige Schnitttechnik kann in Kursen erlernt werden. Anlaufstellen hierfür sind beispielsweise die landwirtschaftlichen Beratungszentren der Kantone (siehe Link unten).

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Verschiedene Erziehungssysteme: Links eine Rundkrone, rechts eine Hochstammspindel.Quelle: Biologischer Obstbau auf Hochstammbäumen, FiBL (Hrsg.), 2016.

Informationen zum richtigen Schnitt und zur Erziehung sind in den folgenden Broschüren zu finden:

Baumschnittkurse (unvollständige Liste):

Unternutzen

Im Kapitel «Praxisrelevante Ökologie» wird auf die relevanten Aspekte der Unternutzung eingegangen. Für Wiesen in Obstgärten sollen artenreiche Fromentalwiesen (Arrhenatherion) das Ziel sein (Link zum Grünlandartikel). Im Fazit wird zusammengefasst, dass so viel wie für die Bäume erforderlich und so wenig wie nötig gedüngt und dass die Wiesen gestaffelt genutzt werden sollen.

Schnitt/Mahd Grünland Um einerseits die Wiesen möglichst ökologisch zu nutzen und andererseits Ertrag und Entwicklung der Bäume zu gewährleisten, ist folgende Nutzung zu empfehlen:

  • Die extensiv oder wenig intensiv genutzten Wiesen zwei- bis dreimal pro Jahr mähen. Bei Gefahr von zu vielen Mäusen den ersten Schnitt, wenn dies erlaubt ist, bereits vor dem 15. Juni ausführen (vgl. Box unten).
  • Durch gestaffelte Mahd ein Nutzungsmosaik schaffen
  • Baumscheiben häufig mähen oder mulchen und nach Bedarf der Bäume düngen.

Die nachfolgende Abbildung schematisiert den Weg, der zwischen den drei Zielen guter Ertrag, hohe Biodiversität der Wiesen und geringer Mäusedruck gefunden werden muss.

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Der Unternutzen ist auf die verschiedenen Ziele abzustimmen. © Verein biodivers

Ökologisch ist es besser, wenn Obstbäume und artenreiche Wiese eine Einheit bilden als wenn sie separat betrachtet und räumlich getrennt werden, wie das heute mit der «Zurechnungsfläche» für Obstgärten mit Qualität QII möglich ist.


Anpassungen an der DZV erforderlich

Die ideale Wiesennutzung und die Vorgaben gemäss DZV widersprechen sich. Der vorgegebene Schnittzeitpunkt 15. Juni hält Landwirte davon ab, die Wiesen der Obstgärten extensiv zu nutzen. Eine Flexibilisierung des Schnittzeitpunkts ist erforderlich. Bei einer früheren Nutzung ist zudem die Futterqualität besser28. Der Kanton Bern bietet für als BFF angemeldete Wiesenflächen in Hochstammobstgärten eine Nutzungsvereinbarung an, die eine gestaffelte, eher frühe und regelmässige Nutzung in Abweichung zu den DZV Vorgaben erlaubt. Im Kanton Aargau ist es im Rahmen des Programms «Labiola» möglich, eine extensiv genutzte Wiese als Unternutzen eines Hochstammobstgartens gestaffelt und zu einem Teil früher zu mähen: Frühschnitt bis spätestens Ende Mai auf ca. einem Drittel bis etwa der Hälfte der Fläche (in Abweichung vom vorgegebenen Schnittzeitpunkt). Restliche Fläche frühestens vier Wochen später mähen (ca. ab 1. Juli), dabei Teilfläche mit Frühschnitt stehen lassen. Lage der Frühschnittfläche jedes Jahr wechseln. Alternativ steht auch die Vernetzungsmassnahme Atzheu zur Verfügung: Schonende kurze Frühlingsweide im April (ab 1. Mai keine Tiere mehr auf der Fläche). Erster Schnitt ab 1. Juli.

28 Im Grünland-Artikel wird vertieft auf die Schnittzeitpunkte eingegangen. Eine Option wäre auch die Frühnutzung.


Die richtige Praxis aus Sicht des Vereins biodivers
Der Verein biodivers vertritt die Meinung, dass der Unternutzen eines Hochstamm-Obstgartens in jedem Fall extensiv oder wenig intensiv sein soll. Davon ausgenommen sind die Baumscheiben, wo dies aufgrund der Beschattung, Bedarf an Düngung der Bäume und häufiger Mahd zur Mäusebekämpfung nicht möglich ist. Nur so kann ein ökologisch wertvoller Obstgarten erreicht werden. Untersuchungen zeigen deutlich, dass grosse Hochstamm-Obstgärten allein nicht genügen, sondern dass der gesamtheitliche Ansatz entscheidend ist (Grösse, Altersdurchmischung der Bäume, Pflege der Bäume, blütenreiche und lückige Vegetation im Unternutzen, gestaffelte Nutzung, Kleinstrukturen). Das Propagieren von futterbaulich interessanten klee- und grasreichen Wiesen (siehe Agridea, 2012, S. 16) und artenreichen Hochstamm-Obstgärten widersprechen sich.


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Gestaffelter Schnitt des Unternutzens. Jeweils mindestens 25% der Fläche wird stehen gelassen.

Beweidung
Auf die Beweidung wird auf der Webseite zu einem späteren Zeitpunkt detailliert eingegangen.

Schutz vor Mäusen
Siehe Kapitel «Schädlinge, Krankheiten und Nützlinge im Obstbau», Unterkapitel «Mäuse».

Wer sich vertieft mit der Nutzung von Wiesen auseinandersetzen möchte ist der Grünland-Artikel empfohlen.

Aufwertung

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Hochstamm-Obstgärten können mit verschiedenen Massnahmen aufgewertet werden.

Kleinstrukturen im und um den Obstgarten anlegen
In Obstgärten besonders geeignet sind Asthaufen. Sie können so angelegt werden, dass damit Jäger wie Wiesel und Hermelin gefördert werden, die Mäuse sehr effizient reduzieren können (siehe auch Kapitel «Mäuse»). Weitere Informationen zu Hermelin und Mauswiesel können im Säugetier-Artikel nachgelesen werden.

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Mauswiesel und Hermelin sind effiziente Mäusejäger. Speziell für sie aufgebaute Asthaufen sind deshalb empfehlenswert. Die Verbreitung dieser beiden Arten kann auf dem Kartenserver nachgeschaut werden. Quelle der Zeichnung: Fördermassnahmen für Wiesel im Landwirtschaftsgebiet (Boschi et al. 2014)

Gehölze
Durch die Pflanzung von Büschen oder Buschgruppen wird ein Obstgarten vielfältiger (Link zum Artikel «Hecken»).

Wiesen und Weiden in den Obstgärten aufwerten
Im Grünland-Artikel werden verschiedene Möglichkeiten aufgezeigt, wie Wiesen ökologisch reichhaltiger gestaltet werden können. Neben der bereits im Kapitel «Pflege und Unterhalt» erwähnten gestaffelten Mahd können Altgrasstreifen stehen gelassen oder die Wiesen ausgehagert werden. Eine weitere Möglichkeit bietet die Schaffung artenreicherer Wiesen durch Direktbegrünung oder Ansaat.

Offene Flächen schaffen mit Ruderalflächen oder dem Fräsen der Bodenoberfläche

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Vögel sind für die Nahrungssuche auf lückige Vegetation angewiesen und erdnistende Wildbienen bevorzugen für ihre Nester offenen Boden.

Gemüsegärten, Ruderalflächen und regelmässig gefräste Böden bieten offenen Boden, die Ruderalflächen zudem das ganze Sommerhalbjahr über ein Blütenangebot.

Aufhängen von Nistkästen für obstgartentypische Vögel, wie z. B. den Gartenrotschwanz (Phoenicurus phoenicurus) oder den Träuerschnäpper (Ficedula hypoleuca) und Fledermäuse:

Strukturen sollen so angelegt sein, dass sie die Bewirtschaftung nicht beeinträchtigen.

Weiterführende Literatur: Artenförderung Gartenrotschwanz Kantone Thurgau und St. Gallen

Gefährdung

  • Zerstörung
  • Intensivierung (Düngung des Grünlandes, Pestizideinsatz)
  • Zersiedelung / Überbauung
  • Marktzerfall Obstpreis / Import billiges Obst
  • Feuerbrand und andere Krankheiten
  • Neue Schädlinge
  • Vernachlässigung und mangelnde Pflege
  • Zu viele Auflagen (Bürokratie)
  • Klimawandel
  • Sturmereignisse

Praxisbeispiele

Auf gute Beispiele wird zu einem späteren Zeitpunkt vertieft eingegangen. Hier hat es momentan Hinweise auf Vorzeigeprojekte zur Förderung von Hochstamm-Obstgärten.

Farnsberg (BL)

Am Farnsberg im Baselland läuft seit 2004 ein Projekt zur Aufwertung der Landschaft. Dabei ist der Hochstamm-Obstgarten im Fokus, es werden aber auch Hecken gepflanzt und offene Flächen und Strukturen angelegt. Im Bericht «Umweltziele Landwirtschaft» (BAFU und BLW 2008) ist festgehalten: «Am Farnsberg (BL) führte ein Anteil von 18,4 % (ohne Hochstammobstbäume) ökologisch hochwertiger Ausgleichsflächen in der landwirtschaftlichen Nutzfläche innerhalb kurzer Zeit dazu, dass sich die Bestände der Brutvogelarten stabilisierten oder gar leicht zunahmen.» Das Projekt wird in «Es geht aufwärts» und «Von den Erfahrungen profitieren» näher vorgestellt (siehe unten).

Links:

Artikel im Ornis:

Steinkauzprojekt (CH-DE-FRA)

Der Steinkauz ist in der Nordwestschweiz um das Jahr 1990 herum ausgestorben. Im Elsass und in Südbaden haben aber kleine Bestände überlebt. Ziel des "BirdLife-Programms Steinkauz und Obstwiesen" ist die Wiederbesiedlung der Nordwestschweiz durch den Steinkauz .

Weitere Informationen zum Trinationalen Projekt.

Literaturempfehlungen

  • Benninger, P., Brunner, H. Häseli, A., König, P. Weibel, F. 2016. Biologischer Obstbau auf Hochstammbäumen. Produktion und Biodiversität erfolgreich kombinieren. 39 Seiten. Bioaktuell (Hrsg.) in Zusammenarbeit mit FiBL, BirdLife Schweiz, Hochstamm Suisse, Bio Suisse (Hrsg.), Basel.Das gemeinsam von vier grossen Akteuren im Hochstamm-Obstbau erstellte Merkblatt bietet viel Praxis- und Hintergrundwissen rund ums Thema biologischer Obstbau. Verständlich und prägnant werden sowohl ökologische, wie auch ökonomische und kulturelle Aspekte des biologischen Hochstamm-Obstbaus beleuchtet. Bezüglich der extensiven Nutzung der Grünlandvegetation bleibt die Schrift aber vage und zu allgemein.
  • Agridea, 2012. Hochstamm-Obstgärten planen, pflanzen, pflegen. 37 Seiten. Agridea (Hrsg.) (No. 1189), Lindau. Die Wegleitung der Agridea zu den Hochstamm-Obstgärten beleuchtet das Thema Hochstammobstbau auf vielfältige und informative Weise. Der Fokus liegt aber häufig auf einer rationalen, effizienten Bearbeitung der Strukturen, wodurch die Biodiversität nicht immer optimal berücksichtigt wird.
  • Kornprobst, M. 1994. Landschaftspflegekonzept Bayern, Streuobst, Band II.5. 134 Seiten. Bayerisches Staatsministerium für Landesentwicklung und Umweltfragen (Hrsg.), München. Diese bereits etwas ältere Schrift aus dem Jahr 1994 ist eine gutes Grundlagenwerk bezüglich der ökologischen Werte und der kulturellen und geschichtlichen Entwicklung der Hochstamm-Obstgärten. Sie listet insbesondere auch die mannigfaltige Vielfalt der Obstgärten auf und hebt die ökologische Bedeutung in den Vordergrund.
  • Konold, W. 1999. Handbuch Naturschutz und Landschaftspflege: Kompendium zu Schutz und Entwicklung von Lebensräumen und Landschaften. Kap. XIII-7.9 Streuobstwiesen. 42 Seiten. Wiley-VCH, Weinheim. Das Grundlagenwerk bietet sehr umfassende Informationen zum Lebensraum der Hochstamm-Obstgärten auf einer stark naturschutzfachlichen und kulturellen Ebene. Auch auf Bewirtschaftungsformen und -methoden wird eingegangen und Fördermöglichkeiten werden erläutert.
  • Würth, B., Caillet-Bois, D. 2014. Biodiversitätsförderung Qualitätsstufe II von Hochstamm-Feldobstbäumen gemäss Direktzahlungsverordnung (DZV). 4 Seiten. Agridea (Hrsg.) (No. 1190), Lindau. Dieses kurze und übersichtliche Merkblatt informiert über sämtliche Belange der Biodiversitätsförderung in Hochstamm-Obstgärten hinsichtlich der Erlangung der Qualitätsstufe II (QII). Einerseits werden die Anforderungen an die biologische Qualität erläutert, andererseits die Förder- und Aufwertungsmöglichkeiten (Nisthöhlen, Strukturelemente) vorgestellt.


Autor:innen

Text Verein biodivers info@biodivers.ch
Review Andreas Brönnimann Abteilung Naturförderung
Pascal König Abteilung Naturförderung
Barbara Weiss Abteilung Natur und Landschaft Kt. Thurgau
Patrik Peyer BirdLife Schweiz
Interviews Hans Brunner E. Brunner AG, Wehntaler Mosterei
Martin Schuck BirdLife Schweiz
Hansruedi Schudel Naturschutz und Artenförderung GmbH
Roman Graf Schweizerische Vogelwarte Sempach
Livia Bieder Naturschutz und Artenförderung GmbH
Benjamin Kämpfen versaplan