Grünland/Erhalt und Aufwertung durch optimierte Bewirtschaftung: Unterschied zwischen den Versionen

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* Einen Überblick über die wichtigsten Voraussetzungen und DZV-Auflagen für die BFF-Typen „Wiesen und Weiden“ gibt die [http://www.bff-spb.ch/de/biodiversitaetsfoerderflaechen Agridea-BFF-Plattform]. Ebenso werden hier für die Extensivwiesen und wenig intensiv genutzte Wiesen Massnahmen für Flora und Fauna aufgeführt.  
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* Einen Überblick über die wichtigsten Voraussetzungen und DZV-Auflagen für die BFF-Typen „Wiesen und Weiden“ gibt die [https://www.agrinatur.ch/bff Plattform Agrinatur]. Ebenso werden hier für die Extensivwiesen und wenig intensiv genutzte Wiesen Massnahmen für Flora und Fauna aufgeführt.  
 
* [https://www.agridea.ch/old/de/publikationen/publikationen/pflanzenbau-umwelt-natur-landschaft/beitraege-und-bedingungen-im-oekoausgleich/biodiversitaetsfoerderung-auf-dem-landwirtschaftsbetrieb-wegleitung/ Caillet-Bois et al. (2020): Biodiversitätsförderung auf dem Landwirtschaftsbetrieb – Wegleitung. Grundanforderungen und Qualitätsstufen. Voraussetzungen, Auflagen, Beiträge. Agridea-Wegleitung].
 
* [https://www.agridea.ch/old/de/publikationen/publikationen/pflanzenbau-umwelt-natur-landschaft/beitraege-und-bedingungen-im-oekoausgleich/biodiversitaetsfoerderung-auf-dem-landwirtschaftsbetrieb-wegleitung/ Caillet-Bois et al. (2020): Biodiversitätsförderung auf dem Landwirtschaftsbetrieb – Wegleitung. Grundanforderungen und Qualitätsstufen. Voraussetzungen, Auflagen, Beiträge. Agridea-Wegleitung].
  

Version vom 3. März 2023, 12:08 Uhr

Mahd as 96 dpi.jpg
Die Nutzungszeitpunkte und -häufigkeiten haben einen grossen Einfluss auf die Biodiversität von Wiesen und Weiden.



Allgemeine Massnahmen

strukturreicher Lebensraum as 96 dpi.JPG
Die Schaffung vielfältiger Lebensraumkomplexe ist eine von verschiedenen Massnahmen zur Aufwertung von Grünland, wie hier ein eng verzahntes Nebeneinander von Magerwiesen, Hecken und Wald.

Die Wahl der Fördermassnahmen zugunsten der Biodiversität richtet sich nicht allein nach den Standortsbedingungen eines Lebensraumes, sondern ebenso nach dem Ausgangszustand inklusive der bisherigen Nutzung und dem erwünschten Zielzustand. Entsprechend werden nachfolgend nebst spezifischen Massnahmen in verschiedenen Lebensraumtypen auch thematisch übergreifende Massnahmen, welche in verschiedenen Lebensräumen angewandt werden können, beleuchtet. Die meisten Lebensraumtypen des Grünlandes sind in ihrem Fortbestehen auf eine regelmässige Nutzung angewiesen, da es sich um eigentliche Kulturbiotope handelt. Die Art und Weise der Bewirtschaftung und Nutzung hat unterschiedliche Wirkungen auf die Vegetationszusammensetzung und auf das Vorkommen von Tieren (siehe Kapitel siehe "Praxisrelevante Ökologie").

Die wichtigsten allgemeinen Massnahmen zur Biodiversitätsförderung sind:

  • Flächen sichern: noch vorhandene, artenreiche Grünlandflächen müssen dauerhaft gesichert und die angemessene Bewirtschaftung gewährleistet werden.
  • Aktuell intensiv genutzte Flächen extensivieren: aus Expertensicht sind mehr als eine Verdoppelung der aktuellen Flächen der Trockenwiesen und -weiden sowie der Fettwiesen und -weiden mit ÖQV-Qualität notwendig, um die Biodiversität und Ökosystemleistungen des Grünlands langfristig zu erhalten (Guntern et al. 2013). Dies entspricht einer Fläche von 98‘000 ha TWW und ca. 71‘000 ha Fettwiesen und -weiden mit ÖQV-Qualität (ohne Bedarf im Sömmerungsgebiet).
  • Die optimale Nutzungsform und Bewirtschaftungsmassnahmen festlegen: dabei sind für die spezifische Fläche Zielvorstellungen zu entwickeln und Ziele unter Berücksichtigung der Standortsfaktoren, der Nutzungsgeschichte und der Rahmenbedingungen für die Umsetzung der entsprechenden Massnahmen festzulegen. Erst in Abhängigkeit eines Zielsystems mit Zielarten und nach der Bereinigung allfällig auftretender Zielkonflikte lassen sich projektspezifische, angemessene Massnahmen (bspw. in Form eines Pflegekonzeptes) ableiten. Die optimale Nutzungsweise führt zu einem guten bis hervorragenden Erhaltungszustand des Lebensraums und seiner Artengemeinschaft. Wenn eine aus Naturschutzsicht optimale Bewirtschaftung nicht möglich ist, so ist eine als „Minimalnutzung“ bezeichnete Nutzung als Alternative zu überprüfen. Die Minimalnutzung bezeichnet den erforderlichen Mindestaufwand, damit ein Lebensraumtyp zumindest hinsichtlich der Artenzusammensetzung gesichert werden kann. Wichtig ist nach Möglichkeit das Beibehalten der ursprünglichen Nutzungsform, welche das artenreiche Grünland hervorgebracht hat.
  • Variable und dynamische Nutzung: Die Nutzungsform kann räumlich oder zeitlich bzw. räumlich und zeitlich variiert werden. Die Gesamtdiversität wird durch eine möglichst unterschiedliche extensive Nutzung des Grünlands auf einer landschaftlichen Betrachtungsebene erhöht (Boch et al. 2016, Poschlod 2011). Eine räumliche Variation schafft ein gross- bis kleinräumiges Mosaik von unterschiedlich bewirtschafteten Flächen. Eine solch kleinteilige Nutzungsstaffelung erfüllt viele Anforderungen für eine reichhaltige Fauna. Bei der zeitlichen Variation wird die Nutzungsform über die Zeit hinweg verändert und dieselben Flächen werden innerhalb einiger oder mehrerer Jahre unterschiedlich bewirtschaftet. Dabei können bspw. in Weideflächen die Bestockungsdichte und die Art des Weideviehs oder in Mahdflächen die Mahdfrequenz, die Schnittzeitpunkte, bei intensiver genutzten Grünlandtypen die Düngermenge verändert werden. Natürlich sind auch Massnahmenkombinationen über die Jahre hinweg möglich. Bei der zeitlichen Variation sind die Ansprüche insbesondere seltener Arten zu beachten und der Fokus liegt auf der landschaftlichen Betrachtungsebene.
  • Vernetzung: Grünlandflächen und -strukturen sind zu vernetzen (ökologische Infrastruktur). Wichtig sind Übergangslebensräume zwischen Grünland und umgebenden Lebensräumen sowie ineinander verzahnte Strukturen. Durch das Verknüpfen von Flächen kann ein engmaschiges Netz aus geeigneten Lebensräumen entstehen, in welchem nebst der aktiven Wanderung von Tieren und der Samenausbreitung auch die passive Verfrachtung der Kleintiere und Diasporen durch Weidetiere und Gerätschaften eine Rolle spielen (Poschlod 2011). Konkrete Umsetzungsvorschläge sind für Vernetzungsprojekte im Ordner „Vernetzungsprojekte – leicht gemacht: ein Leitfaden für die Umsetzung der Öko-Qualitätsverordnung (ÖQV)“ der Schweizerischen Vogelwarte Sempach (2002) zu finden.
  • Strukturen und Übergangslebensräume (permanente und periodische) schaffen: das Vorhandensein von Lesesteinhaufen, Gehölzgruppen, Bewässerungsgräben, kleinen Böschungen, Bodenwellen und Säumen erhöht die Biodiversität im Grünland. Ausführliche Informationen dazu finden Sie im Artikel «Kleinstrukturen».
  • Die Bewirtschaftung auf die Zielarten ausrichten und bekämpfen von unerwünschten Arten: Regioflora führt eine Liste von potenziell problematischen Arten im Grünland: Spezifische Massnahmen zur Regulierung der wichtigsten Problempflanzen in Trockenwiesen und -weiden sind in Dipner & Volkart (2010) aufgeführt. Die gesamte Thematik um unerwünschte Pflanzen- und Tierarten wird zu einem späteren Zeitpunkt bearbeitet.

Erhalt und Aufwertung durch optimale Mahdnutzung

Nutzungszeitpunkte und Nutzungsfrequenz (Flächenebene)

Es gibt keinen Nutzungszeitpunkt, welcher für alle Pflanzen- und Tierarten einer Wiese passend ist. Die Wahl der optimalen Nutzungszeitpunkte und der Nutzungsfrequenz ist abhängig:

  • vom aktuellen Bestand bzw. Vegetationstyp.
  • von der Produktivität (Wüchsigkeit) eines Standorts und den aktuell herrschenden Wachstumsbedingungen vor Ort: der (erste) Schnitt sollte generell dann erfolgen, wenn der Bestand noch nicht überständig ist, jedoch ein grösserer Teil der Wiesenblumen ausgesamt und die typischen Pflanzen mit sexueller Reproduktion ihre Entwicklung abgeschossen haben (Guntern et al. 2013). Für viele Naturwiesenarten ist ein Schnitt zur Teigreife optimal.
  • von der bisherigen bzw. traditionellen Bewirtschaftungsweise: sie geben eine wichtige Orientierung vor.
  • von den Zielvorstellungen und den formulierten Zielarten für einen Standort: die Bewirtschaftung ist auf die zu erreichenden Ziele abzustimmen; bei der Wahl des optimalen Schnittzeitpunktes bestehen oft Zielkonflikte zwischen botanischen und zoologischen Zielen.
kriterien schnitttermin de.png
Beispielhaft sind die Entscheidkriterien zur Wahl des Schnitttermins für Trockenwiesen und -weiden (Tallage bis Hügelzone) dargestellt. Quelle: Dipner, M., Volkart, G. et al. 2010: Trockenwiesen und -weiden von nationaler Bedeutung. Vollzugshilfe zur Trockenwiesenverordnung. Umwelt-Vollzug Nr. 1017, Bundesamt für Umwelt, Bern. 83 S.

Als Orientierungshilfe sind nachfolgend die Angaben zu optimalen Nutzungszeitpunkten für Extensiv-Grünland aus Schmid et al. (2007), Oppermann & Gujer (2003), Dipner & Volkart (2010), Landolt & Lüthy (2018), Schiess-Bühler (2011) sowie DZV-Vorgaben, für historische Vergleiche aus Kapfer (2010b) grafisch dargestellt:

Nutzungszeitpunkte LRT de clipGIMP.png
Übersichtstabelle zu Nutzungszeitpunkten in den Lebensraumtypen; Download der Datei als PDF

Weitere Angaben zu Nutzungszeitpunkten sind in den jeweiligen Kapiteln zu den einzelnen Lebensraumtypen vermerkt.
Unter bestimmten Zielvorstellungen wird in geeigneten Wiesen zur Biodiversitätsförderung ein Spätschnitt propagiert: aus faunistischer Sicht werden dabei in Extensivwiesen bei einem späten Mahdzeitpunkt auf die Vorzüge für wiesenbrütende Vögel (Braunkehlchen, Feldlerche und Baumpieper) und das erfolgreiche Abschliessen der Entwicklungszyklen vieler Arthropoden hingewiesen. Ein Spätschnitt verändert die Vegetation jedoch mittel- und langfristig, was auch zu entsprechenden Veränderungen in den Artengemeinschaften der Tiere führt. Die (teils kontroversen) Studienergebnisse zu dieser Thematik zeigen wiederum, dass es keine allgemeingültigen Empfehlungen zum optimalen Schnittzeitpunkt gibt und die anfangs dieses Kapitels erwähnten Entscheidkriterien befolgt werden sollten. Unabhängig von der Wahl des Schnittzeitpunktes ist wichtig, dass der letzte Aufwuchs genutzt wird, damit der Bestand nicht zu hoch in den Winter geht.
Nebst der Wahl des optimalen (ersten) Schnittzeitpunktes ist auch das Intervall zwischen zwei oder mehr Nutzungen für die Vegetationszusammensetzung und damit die Biodiversitätsförderung von Bedeutung. Empfohlen wird mehrheitlich ein langes Intervall zwischen der ersten und zweiten Mahd von mindestens sechs, besser acht bis zwölf Wochen (Poschlod 2011, Grün Stadt Zürich 2010). Ebenfalls biodiversitätsfördernd ist die Staffelmahd, bei welcher die frühesten bzw. spätesten Nutzungstermine jeweils zeitlich nach vorne bzw. hinten verschoben werden. Als Variation gibt es beispielsweise auch die Nutzungsvariation in Form eines Dreijahreszyklus (2 Jahre spät nutzen, 1 Jahr früh nutzen) auf einer Fläche.
Beim Ernteverfahren ist wichtig, dass das Schnittgut nicht sofort abgeführt, sondern als Bodenheu auf der Fläche getrocknet wird, damit eine Notreifung möglich ist, mehr Samen auf der Fläche verbleiben und Kleintiere andere geeignete Habitate aufsuchen können. Ausserdem ist darauf zu achten, dass mit dem Schnittgut nicht niedrigere Bodenstellen aufgefüllt werden (insbesondere auch bei der Mahd mit der Motorsense) – Keimstellen, welche für die erfolgreiche Reproduktion der Wiesenpflanzen wichtig sind, sollen offenbleiben. Auf das Mulchen von Wiesen und Weiden ist zu verzichten.


Phänologische festgesetzte oder nach Datum fixierte Schnittzeitpunkte?
In unseren Tallagen werden Extensivwiesen in der Regel ab dem 15. Juni geschnitten (Vorgabe ÖQV), in höheren Lagen ab dem 15. Juli. Solche fixen, nach Datum festgelegten Schnittzeitpunkte stehen in den letzten Jahren immer wieder in Kritik und die Alternative von phänologisch festgelegten Schnittzeitpunkten wird diskutiert. Poschlod (2011) legt die Vor- und Nachteile von fixen oder phänologisch festgelegten Schnittzeitpunkten eingehend dar: Für fixe Schnittzeitpunkte spricht, dass aufgrund des unterschiedlichen Witterungsverlaufs im Laufe der Jahre die meisten Arten zur generativen Vermehrung kommen; ausserdem sind sie einfacher kontrollierbar. Die Studie kommt zum Schluss, dass phänologisch festgesetzte Schnittzeitpunkte jedoch deutliche Vorteile gegenüber fixen Terminen haben können: Artenverluste werden in zweischürigen Wiesen vermindert, indem keine zu frühe oder zu späte Mahd nach Erreichen des ersten Biomasse-Hochstandes im Frühsommer stattfindet und sich demnach auch konkurrenzschwache Arten halten können. Bei einschürigen Wiesen ist eine ausreichende Samenbildung vor dem ersten Schnitt sichergestellt. Hinzu kommt, dass bei fixen Schnittterminen in gewissen Jahren in einem Gebiet alle wertvollen Wiesen innert weniger Tage gemäht werden. Eine phänologische Festlegung des Schnittzeitpunktes (z.B. anhand der Holunderblüte, der Ährenreifung der Ertragsgräser) fördert sowohl die Biodiversität als auch die Verwertbarkeit des Schnittgutes. Jährlich schwankende Witterungsbedingungen und die Folgen des Klimawandels sprechen ebenfalls für phänologisch bestimmte Schnittzeitpunkte. Poschlod (2011) erläutert verschiedene Ansätze zur Festlegung eines phänologischen Schnittzeitpunktes (Korrelation von Blühstadien mit Entwicklungszeitpunkten von Artengruppen, welche naturschutzfachlich von Interesse sind) und Empfehlungen für Baden-Württemberg sind ausgeführt. Ein Umsetzungsbeispiel flexibler Schnittzeitpunkte in Österreich findet man hier.


Kollerwiese Altgras Spätschnitt 12 96 dpi.JPG
Magerwiese, die durch zu späten ersten Schnitt ab Mitte Juli vergrast und biologisch verarmt ist.

Faunafreundliche, schonende Mahd und Ernte

Für den Erhalt und die Förderung der Invertebraten-Vielfalt ist ein faunafreundliches Mahd- und Ernteverfahren wichtig. Dabei sind folgende Empfehlungen zu berücksichtigen, wobei die Massnahmen in absteigender Wirksamkeit aufgeführt werden:

  • Am wirksamsten ist der Verzicht auf eine Mahd in Teilbereichen oder zu bestimmten Zeiten. Ungemähte oder alternierend gemähte (Rand-)Streifen bzw. eine örtlich gestaffelte Mahd (Mosaikmahd) ermöglichen den Invertebraten Rückzugsorte, Überwinterungsmöglichkeiten und das Potenzial zur Wiederbesiedlung der gemähten Flächen. Mit teilweisen, temporären Brachen soll die traditionelle, kleinflächige, zeitlich versetzte Bewirtschaftung auf grossen Schlägen simuliert werden. Empfohlen wird allgemein ein Stehenlassen der Vegetation auf 10 bis 20% (je nach Vegetation) der Fläche und zwei benachbarte Refugien sollten nicht mehr als 30 m voneinander entfernt sein (Humbert et al. 2010, van de Poel & Zehm 2014). Rotationsbrachen sollten nicht an Extremstandorten, sondern immer entlang der prägenden Gradienten (Feuchtigkeit, Hangneigung etc.) angelegt werden. Die konkrete Pflegeplanung soll flächenspezifisch und auf die Zielarten ausgerichtet sein und allfällige Folgeprobleme (Nährstoffanreicherung, Verfilzung, Verbuschungsgefahr) sind zu beachten bzw. die Standorte der ungemähten Bereiche jährlich alternierend zu verschieben. Diverse Untersuchungen zeigen, dass Altgrasstreifen und v.a. auch mehrjährige Rotationsbrachen für viele gefährdete Arten (Tagfalter, Heuschrecken, halmbewohnende Insekten) wichtige Rückzugsorte darstellen (Müller & Bosshard 2010, Rothenwöhrer et al. 2013, van de Poel & Zehm 2014).
  • Staffelung der Mahd: idealerweise wird die Mahd auf einer Fläche zeitlich versetzt durchgeführt und auf einige Tage verteilt. Diese Massnahme ist zeitintensiv, beeinträchtigt die Futterqualität des Schnittgutes jedoch kaum (Graf et al. 2016). Ein entsprechendes Merkblatt der Fachstelle Naturschutz Kt. Zürich (2017) erläutert den Nutzen und die Planung einer gestaffelten Mahd.
  • Die Anzahl Überfahrten bzw. die Anzahl der Bewirtschaftungsgänge minimieren. Das Befahren einer Fläche hat Einfluss auf das direkte Überleben von bodenlebenden Tieren (Traktorräder) und beeinflusst die Bodenqualität (Verdichtung) und damit die standörtlichen Bedingungen. Abhängig vom verwendeten Maschinenpark werden nach van de Poel & Zehm (2014) 64-83% der Gesamtfläche überfahren und je nach Befahrmuster entsprechend viele immobile Kleintiere getötet. Empfohlen wird der Einsatz von leichten Zug- und Erntefahrzeugen, grössere Arbeitsbreiten und schonende Mähwerke.
  • Faunafreundliche Erntetechniken anwenden: Die der Mahd folgenden Ernteschritte (aufbereiten, zusammenführen, abführen) haben auf die Fauna den gleich hohen oder sogar höheren negativen Einfluss als die eigentliche Mahd. Viele Insekten werden mit dem Mahdgut abgeführt (bei der Produktion von Silageballen werden bspw. bis zu 70% der Heuschrecken). Empfohlen ist demnach der Verzicht auf Mähaufbereiter (in BFF-Flächen mit QII-Qualität gemäss DZV Art. 59 verboten) sowie beim Heuschnitt die Ernte in Form von Bodenheu. Beim Trocknen des Schnittgutes während einiger weniger Tage auf der Fläche werden beim Aufladen deutlich weniger Tiere entfernt (Humbert et al. 2009). Bei Emd- und Drittschnitten in schattigen Lagen oder feuchten Phasen kann alternativ auch eine Silage in Betracht gezogen werden, damit nicht auf die Nutzung verzichtet wird. Der gesamte Ernteprozess sollte auf möglichst wenige Arbeitsschritte und möglichst wenige Durchgänge reduziert werden. Im Idealfall wird maximal einmal gezettet und geschwadet, nach Möglichkeit soll das Zetten ganz unterlassen werden (van de Poel & Zehm 2014). Wichtig ist v.a. auf mageren Mähwiesen, dass alles Mahdgut weggebracht wird und eine entsprechende Nachsäuberung bspw. entlang der Ränder vorgenommen wird. Auf Mulchgeräte ist zu verzichten, da sie ähnlich wie Mähaufbereiter für die sich in der Vegetation aufhaltenden Kleintiere zu fast 100% tödlich sind.
  • Für die Fauna geeignete Mähgeräte einsetzen: Balkenmäher anstelle von rotierenden Mähwerken (verursachen eine halb so hohe Todesrate bei Invertebraten). Balkenmähwerke sind auch aus Sicht der Wiesenvegetation zu bevorzugen: diese regeneriert sich schneller, wenn sie geschnitten anstatt abgeschlagen wird (van de Poel & Zehm 2014, siehe Abbildung unten). Für eine besonders schonende Mahd und die Förderung bestimmter Arten ist die Handmahd mit der Sense sinnvoll.
  • Zu weiteren Wiesenbearbeitungsschritten wie Walzen, Eggen, Abschleppen, Striegeln gibt es keine konkreten Untersuchungen zu den Auswirkungen auf die Fauna. Die Vollzugshilfe TWW (Dipner & Volkart 2010) empfiehlt im Grundsatz, auf das Wieseneggen, -striegeln und -walzen zu verzichten, um Kleinstrukturen zu schonen – falls nicht anders möglich, ist gemäss den Empfehlungen der Vollzugshilfe vorzugehen.
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Reihung der Mähtechniken bezüglich ihrer Schädlichkeit für die Wiesenfauna (von oben nach unten zunehmende Intensität). Quelle: Van de Poel, D., Zehm, A., 2014. Die Wirkung des Mähens auf die Fauna der Wiesen – Eine Literaturauswertung für den Naturschutz. Anliegen Natur 36 (2), 16.

Ausserdem können zur Verminderung der negativen Auswirkungen der Mahd auf die Fauna die Empfehlungen zur Art und Weise des Mahdvorganges berücksichtigt werden. Diese Massnahmen ergeben zwar nur kleine, für das Überleben einer Population unter Umständen aber entscheidende Verbesserungen:

  • Befahrmuster (siehe Abbildung unten): beim Mähen soll von innen gegen aussen bzw. zu den Refugien hin gemäht werden - generell so, dass mobile Kleintiere in ungemähte Bereiche fliehen können. Beispiele für faunaschonende Mähvorgänge zeigen Graf et al. (2016).
  • Schnitthöhe: aus ökologischen Gründen wird aufgrund verschiedener Untersuchungen mit Amphibien, Weichtieren, Raupen-Attrappen eine Mindest-Schnitthöhe von 8 cm, besser 10-12 cm ab Boden empfohlen (van der Poel & Zehm 2014). Graf et al. (2016) empfehlen zur Schonung bodenbrütender Vogelarten (Feldlerche (Alauda arvensis), Baumpieper (Anthus trivialis), Grauammer (Emberiza calandra)) bzw. ihrer Nestlinge sogar eine Schnitthöhe von mindestens 14 cm, damit die Nester nicht übermäht werden.
  • Wichtig ist das Vergrämen von Wildtieren vor der Mahd in waldnahen Wiesen: im Mai/Juni können Verluste von Rehkitzen und jungen Feldhasen vermieden werden, wenn die Flächen vorgängig mit dem zuständigen Jäger (oder neu auch mit Hilfe von Drohnen) abgesucht werden. Einen Tag vor der Mahd können die Wiesen mit Fahnen oder Lappen verblendet werden (Graf et al. 2016).
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Wildtierschonende Mähvorgänge


Hinsichtlich der Arbeitsgeschwindigkeit und der Tageszeit gibt es keine einheitlichen Empfehlungen
Einige Studien zeigen, dass die Überlebensraten mit steigender Geschwindigkeit steigen (Amphibien); zurückzuführen sei dieser Umstand auf die kürzere Verweildauer der Klingen über dem Individuum. Für mobile Tierarten hingegen, welche fliehen können, sind niedrige Mähgeschwindigkeiten vorteilhafter. Auch der Einfluss von Witterung und Tageszeit wird je nach betrachteter Arten(gruppe) unterschiedlich beurteilt: zur Schonung blütenbesuchender Insekten und träger Reptilien wird empfohlen, bei bedecktem Himmel und kühler Witterung bzw. zu Rand-Tageszeiten zu mähen. Dagegen weisen andere Autoren darauf hin, dass mobile Tierarten bei warmen Temperaturen bzw. bei einer Mahd tagsüber besser ausweichen können und weniger geschädigt werden. Quellen: Dullau et al. 2012, Humbert et al. 2009, van de Poel & Zehm 2014, Diacon et al. 2011, Humbert 2010, Schiess-Bühler et al. 2011.


Praxisbeispiel: Alternative Mähregimes zur Förderung der Artenvielfalt in BFF-Wiesen (Humbert et al. 2018)
Mehrjähriger Versuch mit verschiedenen Bedingungen: Mahd gemäss DVZ-Vorgabe („Kontrolle“), Verschiebung des ersten Schnitts vom 15.6. auf den 15.7. („Später Schnitt“), maximal zwei Schnitte / Jahr mit mindestens acht Wochen Pause zwischen den beiden Nutzungen („8 Wochen“) und Stehenlassen eines ungemähten Rückzugstreifens („Rückzugsstreifen“) einer Mitte Juni gemähten Wiese, Versuchsdauer 2010-2015, 48 extensiv genutzte Wiesen der Tal- und der Hügelzone. Folgerungen: Später Schnitt und Rückzugsstreifen haben positive Auswirkungen sowohl auf die Häufigkeit als auch auf die Artenvielfalt eines breiten Wirbellosen-Spektrums. Die Reaktion der Vegetation ist dagegen minimal. Die Anlage von Rückzugsstreifen zeigte für Heuschrecken, spezialisierte Schmetterlinge und Schwebfliegen eine signifikante Zunahme der Artenvielfalt. Keine positiven Auswirkungen auf die Artenvielfalt zeigte das Regime „8 Wochen“, weil dieses achtwöchige Intervall zwischen zwei Nutzungen ohnehin etwa der gängigen Praxis in BFF-Extensivwiesen entspricht.


In der nachfolgenden Tabelle (Download als PDF) sind die Anforderungen verschiedener Arten(gruppen) hinsichtlich schonender Mahd- und Ernteprozesse aus den jeweiligen Quellen aufgeführt. Wie im Text erwähnt, ist es wichtig, mögliche Zielkonflikte und standörtliche Gegebenheiten beim Erstellen eines Pflegeregimes fallweise zu berücksichtigen.

Artengruppe Mindest-schnitthöhe geeignete Tageszeit geeignete Jahreszeit kritische Jahreszeit Weitere Bemerkungen Quellen
Flora ab 7 cm Dullau et al. 2012
Fauna / Insekten allgemein 10-12 cm früher Schnitt Mai/anfangs Juni Schiess-Bühler 2011, Diacon et al. 2011
Bodenbrütende Vögel (Nestlinge) 14 cm später Schnittzeitpunkt, Sommer von innen nach aussen mähen Graf et al. 2016, Humbert 2010, Schiess-Bühler 2011
Reptilien 10-15 cm frühmorgens, spätabends (vor 7 / nach 18h) langsam mähen biodivers.ch, Schiess-Bühler 2011
Amphibien 10-12 cm Pro Natura
Heuschrecken 10 cm Hauptverlust beim Aufladen biodivers.ch, Schiess-Bühler 2011
Tagfalter 10 cm Frühling / Herbst Sommer biodivers.ch, Feber & Jost in Humbert 2010
Tagfalter, Raupenstadien Sommer früher Schnitt Mai/anfangs Juni langsam mähen, Hauptverlust beim Aufladen, keine Silage Walter et al. 2007, Schiess-Bühler 2011
mobile Artengruppen tagsüber ab 9/10h Humbert 2010
Honigbiene frühmorgens, spätabends (vor 7 / nach 18h) Schiess-Bühler 2011
Wanzen, Spinnen, Käfer Frühjahr/Herbst (Früh-)Sommer Radnetzspinnen kritisch im Herbst, Altgrasstreifen & Säume Humbert 2010, Schiess-Bühler 2011
Kleinsäuger, Rehkitze, Feldhasen Blenden einsetzen, Drohnensuche Schiess-Bühler 2011

Weitere Informationen

Aufwertung durch Aushagerung

Zur Förderung der Artenvielfalt kann das Wiederherstellen nährstoffarmer Verhältnisse in Form einer Aushagerung durch Schnitt oder Beweidung angewandt werden: Durch den Abtransport des Mähguts werden einem Standort Makronährstoffe (v.a. Stickstoff, Phosphor, Kalium) entzogen. Die Aushagerung erfolgt sehr langsam, wobei sie auf weniger produktiven Flächen schneller verläuft als auf grundwassernahen und/oder wüchsigen Standorten. Bei Fromentalwiesen ist der Erfolg einer Aushagerung am wahrscheinlichsten; bis sich jedoch erwünschte Zielarten ohne zusätzliche Massnahmen einstellen, dauert es in den meisten Fällen sehr lange. Am erfolgversprechendsten ist diese Fördermethode in mässig nährstoffreichen Lebensräumen. Für die Wiederherstellung artenreichen Grünlands muss der Gehalt an dem wenig mobilen Phosphat in den Böden verringert werden – noch unklar ist, ab welchem Nährstoffgehalt sich wieder eine artenreiche Vegetation einstellt (Guntern 2016a); auf landwirtschaftlichen Flächen liegen die Konzentrationen von bioverfügbarem Phosphat oft über 80 µgPOlsen/g, wohingegen z.B. typische Werte für artenreiches Grünland (z.B. Borstgrasrasen) oft weniger als 10 µgPOlsen/g betragen.
Die Fragen, ob Aushagerung zielführend ist, wo diese Massnahme angewandt werden kann, wie lange sie in Abhängigkeit von der Nutzungsgeschichte und den Nährstoffvorräten im Boden dauert, sind teilweise umstritten und noch zu wenig geklärt. Das natürliche Nährstoffnachlieferungsvermögen von (v.a. humosen) Böden ist meist höher als der Entzug durch Ausmagerung. Viele erwünschte Pflanzenarten besiedeln neue Flächen in ausgeräumten Landschaften nur sehr langsam (wenn überhaupt) und dies nicht wegen der Nährstoffe, sondern mangels Ausbreitungsfähigkeit und zu grosser Konkurrenz durch die etablierte Vegetation (A. Bosshard, pers. Mitt.).
Ein Nährstoffaustrag durch Beweidung mit dem Ziel der Naturförderung ist schwierig und sollte nur unter Einhaltung strenger Bedingungen erfolgen: die Weidetiere dürfen über Mittag und nachts (bzw. generell zu den Ruhezeiten) nicht auf der Weidefläche belassen werden; andernfalls gelangt ein Grossteil der entzogenen Nährstoffe über die Ausscheidungen wieder in die Fläche. Ausserdem darf keinesfalls eine Zufütterung erfolgen – entsprechend ist die Wahl der Tierart und auch die Altersklasse zu berücksichtigen. Eine sachgerechte Weideführung inklusive Pflege ist keinesfalls weniger aufwändig als eine Schnittnutzung (siehe Kapitel "Erhalt und Aufwertung durch Beweidung").
Optional kann bei einer Renaturierung bzw. Neuschaffung von artenreichem Grünland die oberste, nährstoffreiche Bodenschicht entfernt werden (Oberbodenabtrag, bedingt eine Bewilligung der Bodenschutzfachstelle). Auf mineralischen Böden ist ein Oberbodenabtrag als Massnahme zur Wiederherstellung artenreicher Magerwiesen etabliert (siehe Kapitel "Aufwertung und Neuschaffung durch Direktbegrünung und Ansaat". Auf organischen Böden scheint diese Massnahme nicht gleich erfolgreich zu sein (Guntern 2016a). Als ökologischer Nachteil werden mit dem Boden auch ein Grossteil des vorhandenen Samenreservoirs sowie Kleintiere, Moose, Flechten und Mikroorganismen entfernt.

Weitere Informationen:

  • Guntern (2016a) listet im Anhang die Nährstoffentzüge aus Wiesen und Weiden bei unterschiedlicher Bewirtschaftungsintensität auf. In derselben Publikation zeigt eine Übersicht von Zerbe & Wiegleb (2009), bei welchen Standortbedingungen eine Aushagerung in Frage kommt.
  • Ein Bericht der Fachstelle Naturschutz Kt. Zürich fasst die Ergebnisse aus 25 Jahren Bodenabtrags-Projekten zusammen (Reutemann 2005).
  • Merkblatt Oberbodenabtrag BirdLife (Schweizerischer Vogelschutz / BirdLife 2010)
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Extensivierung ehemals intensiv genutzter, artenarmer Wiesen durch den Abtrag der nährstoffreichen Humusschicht.

Nährstoffeinträge minimieren

Zum Erhalt von naturschutzfachlich wertvollem Grünland und zur Biodiversitätsförderung müssen Nährstoffeinträge vermindert werden, die entsprechenden Grundlagen sind im Kapitel "Quantitativer und qualitativer Zustand und deren Veränderung" ausgeführt. Auf Ebene der Einzelfläche kann dies mit den folgenden Massnahmen erreicht werden:

  • Keine Düngung: im artenreichen Grünland soll generell nicht gedüngt bzw. in artenreichen Weiden nicht zugefüttert werden. Gegebenenfalls sind in Fromentalwiesen gemäss Bosshard (2016) vom Düngeverzicht Ausnahmen zu machen. Eine geringe Festmistdüngung (abhängig vom Standortpotenzial) in mehrjährigem Abstand oder eine gelegentliche Grunddüngung mit P, K und Kalk kann sinnvoll sein.
  • Abführen des Mähguts: ebenso ist auf das konsequente Abführen des Mähguts zu achten.
  • Schaffen von Pufferzonen und -streifen: für feuchtere Bodenverhältnisse sind Pufferzonen von 10-60 m nötig (gemäss Pufferzonen-Schlüssel sind für Moorbiotope auszuscheiden 1). Damit wird in den meisten Fällen der überwiegende Teil der Nährstoffeinträge im und über dem Boden zurückgehalten. Bei Trockenwiesen und -weiden sind Nährstoffpufferzonen v.a. gegen den direkten Eintrag aus angrenzenden und höhergelegenen Flächen notwendig. Aufgrund der geringeren Nährstofftransportraten in trockeneren Böden ist entsprechend eine Pufferzonenbreite von 3-6 m, maximal 10 m meist ausreichend. Dies bedingt für den Schutz der TWW schweizweit eine Gesamtfläche von 3700 ha Nährstoffpufferzonen (Guntern et al. 2013).

1 Marti, K., Krüsi, B.O., Heeb, J., Theis, E., 1997. Pufferzonen-Schlüssel. Leitfaden zur Ermittlung von ökologisch ausreichenden Pufferzonen für Moorbiotope (Kartieranleitung), BUWAL-Reihe Vollzug Umwelt. Bundesamt für Umwelt Wald und Landschaft.

Erhalt und Aufwertung durch Beweidung

Die weitgefasste Thematik der optimalen Beweidung zur Förderung des Artenreichtums wird zu einem späteren Zeitpunkt aufgearbeitet. Für NHG-Lebensräume gibt infohabitat (Martin et al. 2018) einen guten Überblick mit aktuellen Empfehlungen.

Kombination von Mahd und Beweidung, Frühjahrsvorweide

Mahd und Beweidung können in verschiedenster Weise kombiniert werden: üblich ist die Nutzungskombination von Schnittwiesen mit einer Herbstweide im selben Bewirtschaftungsjahr. Historisch gesehen ist die Kombination von Frühjahrsvorweide (das sogenannte Etzen oder Ätzen) mit nachfolgender Schnittnutzung weit verbreitet gewesen siehe Kapitel "Entstehung von Grünland" (Kasten zu Etzen).

Ebenfalls möglich ist ein mehr oder weniger regelmässiger Wechsel zwischen Mahd und Beweidung über verschiedene Bewirtschaftungsjahre hinweg. Diese Kombinationsvariante wird kontrovers beurteilt: Gewisse Fachleute sehen darin die Kumulation der Vorteile beider Nutzungsformen unter gleichzeitigem Ausschalten der jeweiligen Nachteile, indem Konkurrenzvorteile und Begünstigungen von einzelnen Arten aufgehoben werden; andere Stimmen vertreten die gegenteilige Ansicht, dass sich die Nachteile von Schnitt und Beweidung kumulieren. Ob, in welchem Fall und wie ein solcher Wechsel in der Bewirtschaftungsform über verschiedene Jahre hinweg Sinn macht, ist noch zu wenig geklärt: fallweise kann in Kenntnis der aktuellen Vegetationszusammensetzung und / oder einer gewünschten Zielvegetation beurteilt werden, ob eine Nutzungskombination zielführend ist. Für sehr artenreiche Vegetation mit vielen speziellen Arten ist grundsätzlich die Beibehaltung einer Nutzungsweise, welche diesen Artenreichtum bzw. das Vorhandensein spezieller Arten ermöglicht hat, empfohlen.

Verbreiteter ist jedoch die Kombination von Mahd und Beweidung (entweder im Frühjahr als Frühjahrsvorweide oder im Herbst als Herbstnachweide) im selben Bewirtschaftungsjahr. Das Etzen ist eine wirksame Methode, um die Artenvielfalt in extensiv und wenig intensiv genutzten Mähwiesen zu erhöhen, insbesondere in wüchsigeren Wiesenbeständen. In nährstoffreicherem Grünland ist der Düngungseffekt durch die Exkremente der Weidetiere kaum relevant und die befürchtete Schädigung einzelner Pflanzen- und Tierarten durch die frühe Nutzung (sei es bei Mahd oder Weide) werde insgesamt deutlich überschätzt. Die meisten Pflanzenarten entwickeln sich nach einer Frühnutzung umso schneller (Bosshard 2015b). In schutzwürdigen Flächen gelten die flächenspezifischen, schutzzielorientierten Empfehlungen, welche häufig von den hier aufgeführten Grundsätzen abweichen. Es ist ein Projekt des BAFU und mehrerer Kantone in Vorbereitung, bei welchem das Etzen auf verschiedenen Flächen untersucht werden soll – über die Resultate werden wir auf der Webseite berichten. Das Etzen ist für verschiedene Flächen bewilligungspflichtig (NHG-Flächen, BFF-Flächen).

Kapfer (2010a) und Bosshard (2015b, 2016) geben folgende Praxisempfehlungen zur Frühjahrsvorweide:

  • Optimal ist eine räumlich unterschiedlich intensive Frühjahrsvorweide als Kurzzeit-­Beweidung durch Hütehaltung: wenige Tage bis maximal zwei Wochen lange Weidegänge mit hoher Besatzdichte.
  • Je nach Ziel- und Wuchsbedingungen des Bestands sollte intensiver oder weniger intensiv abgeweidet werden.
  • Zeitpunkt der Weide: in den Tieflagen nicht länger als bis Ende April, in höheren Lagen nicht länger als bis zu Beginn der Alpsaison.
  • Zeitpunkt des Etzheuschnitts: für wüchsigere Wiesentypen ist der Schnittzeitpunkt gemäss DZV meist angemessen. Je nach Wüchsigkeit, Lage und Zone kann der Etzheuschnitt allenfalls auch einige Wochen nach hinten geschoben werden (empfohlen werden einzelflächenbezogene Regelungen im Rahmen von Vernetzungsprojekten). Als dritte Nutzung nach dem Etzheuschnitt ist in bisher zweischürigen Wiesen entweder eine sorgfältige Herbstweide oder ein Emdschnitt nicht vor dem 1. September sinnvoll. Mehr als drei Nutzungen sollten aus wirtschaftlichen und ökologischen Gründen nicht durchgeführt werden.
  • Geeignet für das Etzen sind primär wüchsige BFF QII-Flächen und extensiv genutzte Wiesen, die QII nicht erreichen. Eine Option ist Etzen auch in extensiv genutzten, nährstoffarmen, artenreichen Flächen: der Heuschnitt wird damit in Richtung Spätsommer geschoben.
  • Bewirtschaftende sollen jedes Jahr die Wahl für / gegen das Etzen haben (insbesondere abhängig von der Witterung).
  • Übergeordnete Erfolgskontrollen zum Etzen wären wünschenswert.

Falls eine Frühjahrsvorweide erwünscht, aber nicht durchführbar ist, wäre ein erster Schnitt, ein sogenannter „Frühjahrsschröpfschnitt“ denkbar. Als Alternative zum Etzen kann der streifenweise Frühjahrsschröpfschnitt auf jährlich wechselnden Flächen bei einer optimalen Aufwuchshöhe von 10-15 cm durchgeführt werden. Um Zielkonflikte mit der Wiesenfauna (v.a. wiesenbrütende Vögel) zu minimieren, ist ein differenziertes Vorgehen wichtig. Je später im Mai die erste Nutzung erfolgt, desto stärker ist die Selektionswirkung auf bestimmte Pflanzen und entsprechend später kann der Heuschnitt erfolgen.

Spezielle Bewirtschaftungsmassnahmen mit naturschützerischem Wert

Wässermatten, Wässerwiesen

Die Wiesenwässerung wurde im Mittelalter praktiziert, um den Wiesenertrag zu steigern. Das aus Bächen und Flüssen abgezweigte Wässerwasser enthielt viele Mineralien und organische Stoffe. Diese natürlichen Düngestoffe setzen sich beim Überrieseln der Wiesen ab. Wässermatten gelten allgemein nicht als artenreiche Lebensräume, da ja gerade durch die Wässerung eine stete Düngung erfolgt. Trotzdem stellen sie als traditionelle Bewirtschaftungsform in unserer Kulturlandschaft erhaltenswerte Lebensräume dar.

Weitere Informationen

Projektbeispiele:

  • Wässermatten Brunnmatte, Neubaustrecke Mattstetten – Rothrist SBB, Erfolgskontrolle Schlussbericht 2006-2016 (SBB, Mosimann et al. 2016).
  • Wässermatten im Rottal (Kantone Bern, Aargau, Luzern): Die rund 20 Wässerbauern wässern die Matten zwei- bis viermal pro Jahr während einiger Tage. Dabei wird das Bachwasser aus der Rot und aus deren Seitenbächen über ein ausgeklügeltes System auf die Wässermatten geleitet. Ausser im Winterhalbjahr folgt das Wässern kurz nach der Mahd. Es wird darauf geachtet, dass die Wässermatten zwar berieselt, jedoch nicht überschwemmt werden.
  • Wässerwiese Hundig, Glattfelden

Wildheunutzung

Diese artenreichen, meist sehr steilen Wiesen im Sömmerungsgebiet werden ab August von Hand mit der Sense gemäht. Die Schweiz trägt für den Erhalt der Wildheuflächen eine internationale Verantwortung; nirgendwo sonst im Alpenraum konnte sich diese alte Nutzungsform so gut halten. Am intensivsten wird das Wildheuen heute noch im Kanton Uri betrieben, wo rund hundert Bergbauern das alte Handwerk pflegen.

Weitere Informationen:

  • Hedinger (2006): Wildheu. Vollzugshilfe Trockenwiesen und -weiden, BAFU.
  • Jenny (2014): Nutzung ehemals brachliegender Wildheuflächen im Erstfeldertal, Kt. Uri. Eine Bilanz nach 10 Jahren.

Projektbeispiel:

Spezifische Bewirtschaftungsempfehlungen für die Grünlandlebensraumtypen

Wärmeliebende Trockenrasen und Gebirgs-Magerrasen

Die Lebensraumgruppe der wärmeliebenden Trockenrasen umfasst die an eine extensive landwirtschaftliche Nutzung gebundenen Halbtrockenrasen sowie die felsigen echten Trockenrasen. Die echten Trockenrasen gelten als nicht regenerierbar, während Halbtrockenrasen schwer regenerierbar (15-150 Jahre) sind.
Die Gebirgs-Magerrasen bilden in der alpinen Stufe einzigartige offene Graslandschaften, welche ohne die Rodungstätigkeit des Menschen existieren (Primärlebensraumtypen). Sie kennzeichnen sich aus durch oft kleinwüchsige, horstbildende Arten, welche speziell an die kurze Vegetationsperiode, die raue Witterung und die kargen Geländebedingungen angepasst sind. Die Einteilung der Lebensraumtypen innerhalb dieser Gruppe richtet sich nach Faktoren des Bodens (Säuregrad, Feuchte und organischer Stoffgehalt) und des Klimas (Wärmehaushalt, Kontinentalität).
Nachfolgend sind Charakteristika der einzelnen Lebensraumtypen sowie die wichtigsten Massnahmen zur Förderung und zur Erhaltung dieser Flächen aufgeführt. Nicht aufgeführt sind die im Kapitel "Lebensräume des Grünlands" mit P bezeichneten Primärlebensraumtypen.

Lebensraumtyp (LRT) und Charakteristika: Massnahmen zu Erhalt & Förderung: Weitere Informationen und Quellen:
Lebensraumtyp-übergreifende Empfehlungen für wärmeliebende Trockenrasen und Gebirgs-Magerrasen Erhalt bestehender Flächen:
Generell ist eine Änderung der Nutzungsart (Wiese – Weide, Tierart) wenn möglich zu vermeiden und die Pflege so gut wie möglich an der traditionellen Nutzung zu orientieren.
Keine Düngung.
Früher wurden diese Flächen gelegentlich gemistet. Aufgrund der Nährstoffeinträge durch die Luft ist heute davon abzusehen. Mindestflächengrössen (ca. 1 ha) durch Arrondieren erreichen.
Minimalnutzung sicherstellen:
Schutz vor Verbrachung und Verbuschung durch minimale Bewirtschaftung (ev. nur alle paar Jahre, um Vergandung zu vermeiden). Bei Wildheuplanggen kann durch Mahd alle 5-7 Jahre die Vergandung vorerst aufgehalten werden, jedoch wird die Pflege deutlich aufwändiger und mühsamer.
Ziegeneinsätze zur Verbuschungsbekämpfung (Zaunarbeit).
Mähregime bei Trockenwiesen:
Kleinräumige Staffelung der Schnittnutzung, Mosaik. Faunafreundliche Mahdtechnik. Schnittzeitpunkte in Abhängigkeit von der Höhenstufe und der Vegetationsgruppe siehe Dipner & Volkart 2010. Zeitpunkt des ersten Schnitts so wählen, dass die typischen TWW-Pflanzen ihre Entwicklung abgeschlossen haben. Eine späte oder frühe Mahd kann sinnvoll sein.
Kein Einsatz von Wiesenegge oder Walze: schutzwürdige Pflanzen werden ausgerissen und faunistisch interessante Mikrostrukturen zerstört bzw. Tiere durch das Walzen geschädigt.
Weideregime bei Trockenweiden:
Säuberungsschnitt bei starker Unkrautproblematik. Gebüschanteil von 5-20%. Trockene Magerrasen mit Schafbeweidung (in Hütehaltung = Behirtung) bewirtschaften.
Mischnutzung (Kombinationen von Schnitt/Weide):
Aus biologischer Sicht nicht erwünscht; Ausnahme: Ätzheunutzung (Etzen). Eine leichte, auf wenige Tage begrenzte Herbstweide kann fallweise sinnvoll sein.
Bewässerung:
nur bei traditionell bewässerten Flächen die sogenannte Rieselbewässerung weiterführen.
Erweiterung und Neuschaffung von TWW:
Entscheidend sind folgende zwei Faktoren: eine sorgfältige Auswahl der geeigneten Standorte, die richtige Wahl und Ausführung des Verfahrens in Abhängigkeit von den konkreten Zielsetzungen und Umsetzungsmöglichkeiten (insbesondere auch Akzeptanz von behördlicher Seite) vor Ort.
* Vollzugshilfe TWW (Dipner & Volkart 2010), inkl. Bewirtschaftungshinweisen nach Vegetationsgruppen
* Bestimmung des Handlungsbedarfs bei Verbrachung (Dipner & Volkart 2010).
* Merkblatt zur Bewirtschaftung von TWW (Pearson et al. 2006).
* Synthesebericht Bewirtschaftung TWW (Diacon et al. 2011).
* Faktenblatt Magerheuwiesen Kt. Appenzell Ausserrhoden
* Merkblatt zur Bewässerung in TWW (Volkart 2008).
* Ausführliche Literaturrecherche zur Thematik «Wiesenbewässerung im Alpenraum» (Marbot et al. 2013)
* Merkblatt Weidepflege mit Ziegen in TWW (Perrenoud & Godat 2006).
* Pro Natura hat die im Projekt «Allegra Geissenpeter» seit 2006 gewonnenen Erkenntnisse in einem Leitfaden zusammengefasst (Dipner et al. 2016).
Mitteleuropäische Trockenrasen (Xerobrometen)
Sehr lückiger Grasbewuchs, reich an seltenen, licht- und wärmeliebenden Pflanzen und Tieren. Unersetzbarer Lebensraum für viele (u.a. bedrohte) Arten. Sind oft verzahnt mit anderen Lebensräumen, hoher Strukturreichtum. Gehört zu den wenigen natürlich waldfreien Lebensraumtypen der Niederungen. Sie befinden sich in sonnigen Hanglagen, seltener auch auf Kiesterrassen in Auen, fragmentarisch ausgebildet auch als Verkehrsbegleitflächen.
siehe oben
Mitteleuropäischer Halbtrockenrasen (Mesobrometen)
Dominanz der Aufrechten Trespe (Bromus erectus). Viele geschützte Orchideen, wichtiger Lebensraum für viele Insektengruppen.
Einmal jährliche Schnittnutzung, einmal jährliche Beweidung. I.d.R. keine Düngung. Zusammenhang zwischen Nutzungsgeschichte und Artenvielfalt in Halbtrockenrasen (Bürgi et al. 2013).
Wärmeliebende Trockenrasen (kontinental)
Inneralpine Täler des Wallis, Graubündens. Sehr lockere Vegetationsstruktur, verzahnt mit Elementen der Felspionierrasen. Viele seltene Tier- und Pflanzenarten. Brände und Schafbeweidung haben zur Ausdehnung der Felsensteppen geführt. Kontinentale Halbtrockenrasen mit Dominanz der Aufrechten Trespe (Bromus erectus) und der Fiederzwencke (Brachypodium pinnatum), in Tallagen mit subkontinentalem Klima. Viele seltene Arten mit ursprünglich östlicher Verbreitung.
Beweiden.
Kontinentale Halbtrockenrasen: ziehende Schafweide.
Insubrischer Trockenrasen
Südalpen
Vielfalt an wärmliebenden Gräsern, gebunden an felsige Hänge der Niederungen.
Beweiden
Blaugrashalde
Primärlebensraum (alpine Stufe).
Blumenreicher, alpiner Rasen mimt grosser Florenvielfalt. Grosse Vielfalt an Mikrostrukturen. Teilweise beeinträchtigt durch Skipistenplanierungen.
Alpine Stufe: keine Pflege erforderlich.
Montane und subalpine Stufe, Mindestpflege: sehr extensiv beweiden, gelegentlich entbuschen. Eher spät bestossen nach Blüte der Rosettenpflanzen.
Nutzung: oft als Schaf- oder Rinderweide genutzt, in seltenen Fällen gemäht.
* Agridea-Merkblatt «Artenreiche Grün- und Streueflächen im Sömmerungsgebiet. Eine Beurteilungshilfe für Alpbewirtschaftende» (Hedinger 2014).
* Wildheu. TWW-Vollzug (Hedinger 2006).
* Praxisbeispiele Wildheu
Rostseggenhalde
Primärlebensraum.
Langhalmige Grasartige mit artenreicher Begleitflora.
Nutzung: oft Wildheunutzung, kann unterhalb der Waldgrenze sehr rasch verbuschen (topografieabhängig).
Optimalpflege: Schnitt alle 1-2 Jahre.
Mindestpflege: Schnitt alle 3 Jahre (ehem. Wiesen).
Borstgrasrasen
Primärlebensraum. Geschützte und seltene Pflanzenarten.
Gemähte Borstgrasrasen (Bürstlingsmähder) sind besonders wertvoll; Verbuschungsgefahr v.a. durch Zwergstrauchheiden.
Optimalpflege: Schnitt alle 1-2 Jahre oder sehr extensive Beweidung (bei mageren Böden).
Ausbreitung Zwergsträucher verhindern, von Zeit zu Zeit früh und wenn möglich in kleinen Schlägen nutzen.
Mindestpflege: Schnitt alle 3 Jahre oder (möglichst frühe) extensive Weide.
Buntschwingelhalde
Primärlebensraum auf silikatischen Böden in sonnigen Hanglagen. Gelegentliche Nutzung als Viehweide. Als Wiese (mit Poa violacea) besonders wertvoll.
Optimalpflege: Schnitt alle 1-2 Jahre oder sehr extensive Beweidung.
Mindestpflege: Schnitt alle 3 Jahre oder extensive Weide.

Wenig intensiv genutzte Fettwiesen und -weiden (artenreich)

Die in diesem und in den beiden nachfolgenden Kapiteln beschriebenen Lebensraumgruppen umfassen Vegetationseinheiten, welche auf fruchtbaren Böden wachsen und gedüngt werden. Unterhalb der alpinen Stufe sind regelmässige Schnitte oder Weidegänge erforderlich, um die Waldentwicklung aufzuhalten. Die dominanten Grasarten dieser Lebensräume besitzen ein starkes Regenerations- und Ausbreitungsvermögen, setzen sich jedoch nur auf Böden mit ausreichender Nährstoff- und Wasserversorgung durch. Zu den wenig intensiv genutzten Fettwiesen und -weiden gehören gemäss Bosshard (2016) die Rotschwingel-Straussgraswiese, die Kammgrasweide, die Fromentalwiese und die Goldhaferwiese. Die Beschreibungen und Abgrenzungen dieser Lebensraumtypen sind grösstenteils aus Bosshard (2016, S. 105 ff.) entnommen.

Fromental- oder Glatthaferwiesen: Das Fromental (= Glatthafer, Arrhenatherum elatius) wird bei regelmässiger, aber bescheidener Düngung (insbesondere mit Mist) in tiefen Lagen auf mittleren Standorten bestandesbildend. Traditionellerweise wird die Fromentalwiese als zweischürige Mähwiese genutzt und oft im Herbst noch beweidet. Sie ist an relativ nährstoffreiche Verhältnisse angepasst (gedüngt) und die Schnitthäufigkeit hat einen wesentlichen Einfluss auf die botanische Zusammensetzung. Nebst dem sehr ertragreichen Fromental gedeihen weitere wertvolle Futtergräser sowie eine Vielzahl oft attraktiver Wiesenkräuter und Leguminosen in diesem sehr farbigen Lebensraumtyp.
Ein Grossteil der heutigen Fromentalwiesen wird als Biodiversitäts-Förderfläche (BFF, Typ „extensiv genutzte Wiese“ und „wenig intensiv genutzte Wiese“) mit einer bestimmten Qualitätsstufe bewirtschaftet. Aus ökologischer Sicht liessen sich die Defizite der BFF-Grundanforderungen hinsichtlich Qualität mit dem Instrument der ökologischen Vernetzungsprojekte beheben. Fromentalwiesen lassen sich in über 90% der Fälle innerhalb von wenigen Jahren regenerieren auf ein BFF Qualitätsniveau der Stufe QII (abhängig vom Bodentyp bzw. von den gespeicherten Nährstoffen). Im Agridea-Merkblatt (Bosshard 2015a) werden die Fördermassnahmen für Fromental- und Goldhaferwiesen ausführlich beschrieben:

  • Bestehende Wiesen erfassen (kartieren) und regionale Erhaltungsziele festlegen.
  • Einzelbetriebliche Zielwerte für Fromental- und Magerwiesen festlegen, Anreiz schaffen.
  • Bedeutung von kleinflächigen Relikten von Fromentalwiesen auf Randbereichen thematisieren, gezielt erhalten und fördern.
  • Gesamtbetriebliche Anforderungen und Einstiegsbedingungen wirksam zur Erhaltung und Förderung ausgestalten, ganzheitlicher Einbezug der Betriebe und optional höhere Beiträge sprechen.
  • Etzen (Frühlings-Vorweide) fördern.
  • Schnittzeitpunkte individuell und bestandesgemäss anpassen: ersten Schnittzeitpunkt wo nötig vorverlegen. Freigeben der Nutzungstermine und stattdessen Festlegen einer minimalen und maximalen Nutzungsanzahl; allenfalls in Verbindung mit einer Festlegung des frühesten letzten Nutzungstermins.
  • Düngung wo nötig anpassen, individuelle Lösungen.
  • Förderung von Neuansaaten in Fromentalwiesen durch Direktbegrünung

Weitere Informationen:

Nachfolgend sind Charakteristika der einzelnen Lebensraumtypen sowie die wichtigsten Massnahmen zur Förderung und zur Erhaltung dieser Flächen aufgeführt.

Lebensraumtyp (LRT) und Charakteristika: Massnahmen zu Erhalt & Förderung: Weitere Informationen und Quellen:
Rotschwingel-Straussgraswiese

Auf schattigen und / oder leicht sauren, meist frischen Standorten können sich das Fromental und andere Futtergräser nicht etablieren; es bilden sich die teils leicht mit Mist gedüngten, teils ungedüngten, gemähten oder beweideten Rotschwingel-Straussgraswiesen aus. In tieferen Lagen praktisch verschwunden, kommt dieser Lebensraumtyp in den Voralpen und im Berggebiet noch verbreitet vor, wenn auch meist nur kleinflächig.

Düngung:

Bei tiefem Boden-pH kann eine mässige (Mist-)Düngung Sinn machen, um eine Mindestartengarnitur (v.a. Kräuter und Leguminosen) zu halten.

Kammgrasweide

Den beiden Mähwiesentypen Fromental- und Goldhaferwiese entspricht bei gleichen Standortsbedingungen und gleicher Nutzungsintensität, aber vorherrschender Beweidung in beiden Höhenstufen die Kammgrasweide. Es dominieren ausdauernde, trittfeste Grasarten. Biologisch nicht von Interesse.

Nutzung:

Angepasst an eine Dauernutzung.

Fromental-, Glatthaferwiese

Glatthafer (Arrhenatherum elatius) dominant. Blumenreiche Mähwiese, Vielfalt nimmt bei Übernutzung rasch ab. Rückgang der typischen Fromentalwiesen hauptsächlich durch Aufdüngung in artenarme Fettwiesen verursacht.

Aus naturschützerischer Sicht gibt es eine grosse Bandbreite der ökologischen Qualität von Fromentalwiesen – von fast «wertlosen» Varianten mit vielen Fettwiesenarten bis hin zu den im TWW-Inventar erhobenen artenreichen Wiesen. Die Nutzung ist individuell und bestandesgemäss anzupassen (Schnitthäufigkeit, Schnittzeitpunkt).

Mähregime:

individuell und bestandesgemäss anpassen. Der DZV-Schnittzeitpunkt ist in wüchsigen Lagen oft zu spät. Zweiter Schnitt i.d.R. nicht vor Ende August, abhängig von der Witterung.
Frühjahrsvorweide (Etzen): im Rahmen von Vernetzungsprojekten fördern. Düngung:
Individuell regeln (traditionellerweise leicht gedüngt). Nährstoffreiche Bestände nicht düngen. Fallweise nur mit leichten Gaben (max. 8-10 t pro ha und Jahr, je nach Höhenlage) von gut verrottetem Mist düngen.
Aufwertung artenarmer Bestände siehe Kapitel Aufwertung und Neuschaffung durch Direktbegrünung und Ansaat

In Guntern et al. (2013) finden sich Angaben zur Situation der Fromentalwiesen und dem Flächenbedarf.

Ein eigenes Kapitel mit vielen Hintergrundinformationen und konkreten Förderangaben liefert Bosshard (2016).
Detaillierte Nutzungsschemata für verschiedene Wiesentypen (Schmid et al. 2007).
Agridea-Merkblatt „Der Weg zu artenreichen Wiesen“ (Koch et al. 2010).
Oppermann & Gujer (2003, ab S. 116) geben Empfehlungen zur Förderung der Artenvielfalt durch gezielte Bewirtschaftung.
Schnittfrequenz und Schnittzeitpunkte für Glatthaferwiesen und für Goldhaferwiesen werden hier näher beleuchtet.
Aus dem Programm «Labiola» des Kt. Aargau resultieren u.a. Schnittzeitpunkt-Versuche
Das Handbuch „Biodiversität auf dem Landwirtschaftsbetrieb“ (Graf et al. 2016) und die zugehörige Webseite geben praxisnahe Informationen zur agronomischen und ökologischen Bedeutung von BFF im Grünland in Tieflagen und im Sömmerungsgebiet, den Aufwertungsmöglichkeiten, sowie Tipps zur biodiversitätsfreundlichen Nutzung und Pflege von BFF-Wiesen und -Weiden.
Zusammenhang Eutrophierung und Biodiversität u.a. von Fromentalwiesen (Guntern 2016a).

Goldhaferwiese
Das wärmeliebende Fromental wird ab etwa 900 m.ü.M. durch den Goldhafer (Trisetum flavescens) abgelöst. Auch dieser Wiesentyp weist viele farbenfroh blühende Kräuter auf.
Nutzung:

Traditionell werden diese Futterwiesen der höheren Lagen ein- bis zweimal jährlich geschnitten, teilweise zusätzlich beweidet und regelmässig mit Festmist gedüngt. Sie ertragen keine mehrschürige und früh im Jahr einsetzende Bewirtschaftung.

Mittelintensiv bis sehr intensiv genutzte Fettwiesen und -weiden

Zu den mittelintensiv, intensiv und sehr intensiv genutzten Fettwiesen und -weiden gehören gemäss Bosshard (2016) die Knaulgraswiese, die Fuchsschwanzwiese, die Englisch-Raygraswiese / -weide / -mähweide und die Italienisch-Raygraswiese.

Bei einer moderaten Intensivierung (Düngung und entsprechend häufigerer Schnitt) entstehen aus den Fromentalwiesen bzw. aus tiefgelegenen Goldhaferwiesen (unter günstigen Standortbedingungen) die Knaulgraswiesen. Sie werden mittelintensiv genutzt, mit Gülle und gegebenenfalls mit Mist gedüngt und rund dreimal jährlich gemäht. Werden sie bei günstigen Standortbedingungen weiter intensiviert, so entwickeln sich bei Mähnutzung auf trockeneren Böden die Italienisch-Raygraswiesen, auf frischeren Standorten die besonders ertragreichen Wiesenfuchsschwanzwiesen und unter Beweidung die Englisch-Raygraswiesen.

Der Wiesenbestand ist sehr dicht mit wenigen Grasarten (oder Kräutern, wenn die Nährstofffracht zu gross wird) bewachsen und es gedeihen nur wenige Pflanzenarten. Fettwiesen werden regelmässig gedüngt und es können an guten Standorten über fünf Schnittnutzungen pro Jahr erfolgen. Aus Biodiversitätssicht weisen sie kaum einen Nutzen für Fauna und Flora auf.

Intensiv genutzte Kleegraswiesen können für Bienen und andere Bestäuber attraktiv sein; hier kann der Verzicht auf Mähaufbereiter einen gewissen Nutzen haben. Ebenso können Rückzugsstreifen, welche zwei bis vier Wochen bis zum nächsten Schnitt stehenbleiben mit ihrem Blütenreichtum für diese Insekten eine wichtige Nahrungsquelle darstellen. Die Anlage von mehrjährigen Rückzugsstreifen ist auf nährstoffreichen Flächen von intensiv genutzten Wiesen nicht sinnvoll (Verfilzung); jedoch auf magereren Bereichen einer Parzelle angezeigt (Graf et al. 2016). Werden Fettwiesen nicht mehr gedüngt und weniger häufig geschnitten, können sich verschiedene Tier- und Pflanzenarten einstellen.

Milchkrautweiden

In der alpinen und oberen subalpinen Stufe bilden die Milchkrautweiden den ertragreichsten und futterbaulich attraktivsten Wiesentyp. Da sie i.d.R. im Sömmerungsgebiet liegen, sind sie meist beweidet, in seltenen Fällen jedoch auch gemäht. Es kommen keine seltenen Pflanzenarten vor, die Artenvielfalt ist jedoch unterschiedlich (Delarze et al. 2015).

Flächenmässig sind diese Weiden sehr relevant; über 500‘000 ha Grünland liegt in der Schweiz im Sömmerungsgebiet (siehe Kapitel "Quantitativer und qualitativer Zustand und deren Veränderung". Vermutlich sind sie auch aus Naturschutzsicht wichtig, obwohl der Lebensraumtyp nicht als gefährdet gilt. Eine Intensivierung der Bewirtschaftung (Eutrophierung) kann eine Verarmung der Flora bewirken. Wird die jährliche Beweidung aufgegeben, so verbuschen die Weiden in der subalpinen Stufe. Hinweise auf den möglichen Verlust von artenreichem Grünland im Sömmerungsgebiet und entsprechende Wissenslücken sind in den jeweiligen Kapiteln zu finden.

Weitere Informationen:

  • Artenvielfalt auf verbuschten Alpweiden: Empfehlungen zur Bewirtschaftung von artenreichen Alpweiden mit Verbuschungsproblemen (Koch et al. 2013).

Kunstrasen

Delarze et al. (2015) ordnen alle Grünlandflächen, welche auf mechanisch aufbereiteten (z.B. umgepflügten) Böden künstlich angesät wurden, unter der Lebensraumgruppe der Kunstrasen ein. Darunter fallen Rasenflächen von Sportplätzen, Parkanlangen, Fruchtfolgeflächen oder Wiederbegrünungen nach erfolgten Erdbewegungen (Strassenböschungen, Skipisten usw.). Aus praktischer Sicht gliedern wir diese Typen folgendermassen:

  • Kunstwiesen: Die auf Ackerflächen eingesäten Kunstwiesen sind artenarm. Zu den Äckern wird zu einem späteren Zeitpunkt ein Artikel erarbeitet werden.
  • Grünland im Siedlungsgebiet und Verkehrsbegleitgrün: werden im nachfolgenden Kapitel behandelt.
  • Begrünungen: siehe Kapitel "Aufwertung und Neuschaffung durch Direktbegrünung und Ansaat" (in Erarbeitung).

Grünland im Siedlungsgebiet, Verkehrsbegleitflächen

Grünanlagen im Siedlungsraum und entlang von Strassen und Bahnlinien werden oft intensiv gepflegt und bieten kaum Lebensraum für unsere heimische Biodiversität. Das Potenzial für Aufwertungen ist gross (Dünungsverzicht, Extensivierung) - entsprechende Empfehlungen werden zu einem späteren Zeitpunkt erarbeitet.

Ebenso liegt ein hohes Biodiversitätspotenzial bei der adäquaten Anlage (siehe Kapitel "Aufwertung und Neuschaffung durch Direktbegrünung und Ansaat" (in Erarbeitung) und Pflege von Verkehrsbegleitflächen: Entlang der 1820 Nationalstrassenkilometer gibt es 4236 ha Grünräume, wovon nach Angabe des Astra 20% ein Potenzial für Biodiversitäts-Schwerpunktflächen aufweisen. Die SBB betreuen insgesamt 2700 ha Böschungen und gemäss Konzept zum naturschutzgerechten Böschungsunterhalt (Nateco 2009) sollen ausgewählte, längere Streckenabschnitte (sog. Schwerpunkte) flächendeckend nach ökologischen Grundsätzen unterhalten werden. Diese Flächen umfassen ebenfalls rund 20% aller Böschungen der SBB in der extensiven Unterhaltszone. Des Weiteren weisen die SBB 2017 entlang der Bahnlinien 24 ha TWW-Objektflächen aus, welche gemäht statt gemulcht werden (SBB 2017). Insbesondere im Schweizer Mittelland können somit mit der Anlage und der angepassten Pflege von Böschungen als Magerstandorte wertvolle Lebensräume geschaffen werden; die Potenzialfläche beläuft sich schweizweit aufgrund der obigen Angaben auf rund 1400 ha.

Auf Verkehrsbegleitflächen gibt es wenig Nutzungskonkurrenz und bei geeignetem Unterhalt können sie aufgrund ihrer Fläche (rund 4% der Siedlungsfläche) eine wichtige Rolle für die Erhaltung von Arten des Grünlandes spielen – dies obwohl die Habitatqualität entlang von Verkehrswegen aufgrund erhöhter Mortalitätsraten, Lärm- und Schadstoffbelastung häufig reduziert ist (Guntern et al. 2013). Entlang von Verkehrsinfrastrukturen ist darauf zu achten, dass keine Tierfallen entstehen bzw. die Wanderung möglichst ungehindert möglich ist. Eine Beeinträchtigung und Schädigung von Kleintieren, allenfalls auch hinsichtlich Bruterfolg von Vögeln ist insbesondere in der verkehrsnahen Zone gegeben. Jedoch können hochwertige Verkehrsbegleitflächen, welche als Biodiversitätsschwerpunkte ausgewiesen sind, für Amphibien und Reptilien, Tagfalter, Wildbienen, Schnecken, Heuschrecken, Fledermäuse, Orchideen und weitere seltene Pflanzen- und Tierarten Lebensraum bieten. Die Qualität solcher Übergangsräume hängt dabei auch von derjenigen der benachbarten Lebensräume ab.

Für die gelingende Umsetzung von Fördermassnahmen bei Verkehrsbegleitflächen (Strassen, Bahn etc.) sind folgende Faktoren wichtig (H. Buser pers. Mitteilung, Gnägi 2018):

  • Sensibilisierung und Schulung der Unterhaltsverantwortlichen bzw. der tatsächlich den Unterhalt ausführenden Personen (Mähequipen).
  • Viele verschiedene Beteiligte müssen „ins Boot geholt“ werden: kantonale Tiefbauämter, Gemeindewerkhöfe, Burgergemeinden, Waldkorporationen, Landwirte, Grundeigentümer, Anstösser, Bahnfirmen, private Unternehmen/Auftragnehmer.
Lebensraumtyp (LRT) und Charakteristika: Massnahmen zu Erhalt & Förderung: Weitere Informationen und Quellen:
Verkehrsbegleitflächen (Strassenböschungen, inkl. Querungsbauwerken und Ersatzflächen). Bei ökologisch wertvollen Flächen (Biodiversitäts-Schwerpunkte bei Nationalstrassen) zu beachten:
  • Schlegelmäher vermeiden, Balken- oder Handmähwerk verwenden.
  • Material zusammennehmen, möglichst abführen.
  • Faunafreundliche Mahd.
  • Pflegeintervall auf invasive Neophyten und sonstige Problempflanzen abstimmen.
  • Rückzugsflächen stehenlassen.
  • Strukturvielfalt erhöhen.

Empfehlungen für nicht spezifisch nach ökologischen Kriterien bewirtschaftete Verkehrsflächen:

  • Krautige Fettwiesen (Strassenränder) erst nach dem Abblühen mähen.
  • Grünmaterial abführen.

Im Nationalstrassenbereich bei Neuanlagen zu berücksichtigen:

  • Böden nicht humusieren
  • «Unterhaltsarme», pflegeleichte Arten wählen, die langsam wachsen.
  • Sicherheitsaspekte, Salz- und Schadstoffverträglichkeit beachten.
  • Kleinstrukturen bündeln (erleichtert Unterhalt).
  • Langfristigen Unterhalt sichern.
  • Bankette wasserdicht erstellen.
  • Direktbegrünung oder Mähdruschsaat.
  • Im Mittelland auf magerem Substrat bienenoptimierte Saatgutmischung anwenden (TBA Kt. BE Strassenrand Bestäuber).
  • Neuanlage: siehe Kapitel "Aufwertung und Neuschaffung durch Direktbegrünung und Ansaat"(in Erarbeitung)
* Grünräume an Nationalstrassen. Gestaltung und Betrieblicher Unterhalt (Tocmé et al. 2015a) sowie Grünräume an Nationalstrassen. Methodologie und Kriterien zur Festsetzung Biodiversitäts-Schwerpunktflächen innerhalb der Nationalstrassen (Tocmé et al. 2015b):

Konzept naturschutzgerechter Unterhalt SBB (Nateco 2009). Link

Bemerkungen zu Vegetationstypen ohne Unterhaltsbedarf

Pionierfluren auf Felsböden (Felsgrusfluren)

Die offenen und sonnigen Pionierfluren auf Felsböden (Felsgrusfluren) mit ihren lockerrasigen, verstreuten Beständen sind Lebensräume für viele Insekten und andere Arthropoden, welche ursprünglich aus dem Mittelmeerraum stammen. Diese Primärlebensräume sollten an ihren Primärstandorten i.d.R. sich selbst überlassen werden, denn eine (Wieder-)Aufnahme der Bewirtschaftung vermindert oft ihre Artenvielfalt.

Lebensraumtyp (LRT) und Charakteristika: Bemerkungen:
Wärmeliebende Kalkfels-Pionierflur
Primärlebensraum: offene, magere und trockene Kalkfelsen. Sekundärbiotope: Bahnschotter, Flachdächer mit Kiesauflage oder an steinigen, mageren Feldrändern. Reichhaltige Flora.
Ausserhalb des Innerwallis und einiger Sonderstandorte nur auf Sekundärstandorten (Bahnschotter, Flachdächer) oder bei extensiver Beweidung (im Herbst) von Trockenrasen in Form von Pionierstandorten vorzufinden.
Kalkfels-Pionierflur des Gebirges, Karstflur
Primärlebensraum, entspricht der Pionierform der Blaugrashalden auf felsigem Substrat.
Silikatfels-Pionierflur
Primärlebensraum, gedeiht in tiefen Lagen auf meist nicht anthropogen beeinflussten Flächen. Sekundärbiotope: Eisenbahnborde, sandige Flächen und Wegbeläge. Vorkommen mehrerer bedrohter Pflanzenarten.
Negative Auswirkungen der Herbizidbehandlungen auf Sekundärstandorten.
Silikatfels-Pionierflur des Gebirges
Primärlebensraum, diese langsam entwickelnden Pionierfluren bilden Dauergesellschaften auf Felskuppen.

Schneetälchen

Die Schneetälchengesellschaften finden sich in lange von Schnee bedeckten Rinnen und Mulden; es dominieren kriechende Weiden, krautige zweikeimblättrige Gewächse und Kryptogamen. Für die floristische Zusammensetzung der Schneetälchenvegetation ist der Säuregrad des Bodens sowie die Dauer der Schneebedeckung entscheidend.

Lebensraumtyp (LRT) und Charakteristika: Bemerkungen:
Schneetälchen (kalkreich oder kalkarm)
Primärlebensraum.
Hoch spezialisierte Flora.
Es besteht die Tendenz, bei Skipistenplanierungen diese natürlichen Geländemulden und Rinnen aufzufüllen.

Weitere Kapitel zum Grünland

Autoren

Text Karin Loeffel faunatur
Review Andreas Bosshard Ö+L GmbH
Jean-Yves Humbert Universität Bern, Conservation Biology
Heiri Schiess
André Stapfer
Markus Staub Projekte Ökologie Landwirtschaft
Gaby Volkart atena